FDP-Parteitag in Baden-Württemberg:Dirk Niebel wird überraschend Spitzenkandidat

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Mit ihm hatte niemand gerechnet: Alles lief auf eine Kampfkandidatur zwischen FDP-Landeschefin Homburger und Ex-Minister Walter Döring hinaus. Doch dann wird Dirk Niebel zum Spitzenkandidaten gewählt. Es war Homburger, die den Entwicklungshilfeminister zur Nummer Eins gemacht hatte.

Entwicklungsminister Dirk Niebel führt die Südwest-FDP in den Bundestagswahlkampf. Der 49-Jährige ging beim Parteitag in Villingen-Schwenningen völlig überraschend als Sieger aus dem Machtkampf um die Spitzenkandidatur in Baden-Württemberg hervor.

Ursprünglich wollten FDP-Chefin Birgit Homburger und Ex-Wirtschaftsminister Walter Döring Zugpferde der Landes-FDP werden. Doch es kam anders: Statt Homburger und Döring zu bestärken, entspann sich eine heftige Debatte um Döring, die Stuttgarter Zeitung nennt es eine "in der jüngeren Landesgeschichte beispiellose Schlammschlacht" und berichtet von einem "Parteitag der Selbstzerfleischung". Dem ehemaligen Landesvorsitzenden wurde in einer heftigen Debatte "Intrigenspiel, "Quasi-Komplott" und "von hintenherum durch den Rücken stechen" vorgeworfen. Schließlich wurde es der mehrfachen Spitzenkandidatin Homburger zu viel und sie schlug Niebel für Platz eins der Landesliste vor. Niebel kandidierte und erhielt 84,9 Prozent der Stimmen. Der Minister schwor die etwa 400 Delegierten anschließend auf den Wahlkampf ein und rief: "Wir setzen nicht auf Platz, sondern auf Sieg."

Döring und Homburger hatten zuvor ihre Bewerbungen zurückgezogen. Die Landeschefin wurde daraufhin mit 64,56 Prozent auf Platz zwei gewählt. Niebel bedankte sich bei den beiden dafür, dass sie die Voraussetzung geschaffen hätten, die Landes-FDP geschlossen in den Wahlkampf führen zu können. Homburger (47) sagte Niebel ihre Unterstützung im Wahlkampf zu. Die Südwest-FDP werde "gemeinsam stark und erfolgreich" sein. Sie beteuerte: "Mich haut nichts so schnell um. Sie werden mich erleben wie eh und je, mit vollem Einsatz für die FDP."

Homburger ist seit 22 Jahren im Bundestag und war dreimal Spitzenkandidatin. Ihre Amtszeit als Landeschefin dauert noch bis zum Frühjahr 2013. Zunehmend hatte es im Landesverband Kritik an ihr gegeben.

Döring, der früher auch FDP-Landeschef war, hatte sich erst am Freitag überraschend zur Kampfkandidatur entschlossen. Er war 2004 aus der Politik ausgeschieden, nachdem er als Wirtschaftsminister über eine dubios finanzierte Umfrage für sein Ministerium gestolpert war. Homburger hatte den Parteivorsitz von ihm übernommen und die FDP wieder in ruhigeres Fahrwasser geführt.

Nach dem schlechten Abschneiden bei der Landtagswahl 2011 wurde Homburger aber nur knapp zur Landeschefin wiedergewählt. Wenig später verlor sie auch ihren "Traumjob" als Chefin der Bundestagsfraktion. Heute ist die 47-Jährige Vize-Parteichefin der Bundes-FDP. Somit steht sie für manche Liberale auch für die desolate Lage der Bundespartei.

Für die FDP insgesamt geht es bei der Bundestagswahl ums Überleben. Überspringt sie die Fünf-Prozent-Hürde, könnten die Liberalen im Südwesten nach Schätzungen wohl mit sieben bis zehn Mandaten rechnen. Bislang stellt die baden-württembergische FDP 15 Abgeordnete im Bundestag.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/sst - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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