Extremismus:Brandanschläge an Bahnstrecken in ganz Deutschland

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Eine Hinweistafel informiert in Berlin die Reisenden und Pendler im S-Bahnhof Treptower Park über einen Kabelbrand. (Foto: Paul Zinken)

Berlin (dpa) - Knapp drei Wochen vor dem G20-Gipfel in Hamburg haben vermutlich extremistische Täter in mehreren Bundesländern Bahnanlagen in Brand gesteckt. Züge fielen am Morgen aus, Reisende mussten mit Verspätungen zurechtkommen.

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Berlin (dpa) - Knapp drei Wochen vor dem G20-Gipfel in Hamburg haben vermutlich extremistische Täter in mehreren Bundesländern Bahnanlagen in Brand gesteckt. Züge fielen am Morgen aus, Reisende mussten mit Verspätungen zurechtkommen.

Insgesamt gab es nach ersten Ermittlungen etwa ein Dutzend Anschläge.

Betroffen waren nach Angaben der Bundespolizei Berlin, Hamburg, Köln, Dortmund, Leipzig und Bad Bevensen in Niedersachsen. Auch in Bremen habe es eine mutmaßliche Brandstiftung gegeben, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Hannover. Der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz der Polizei in den Ländern nahm die Ermittlungen auf.

Die Berliner Polizei geht nach den Brandanschlägen auf Bahnanlagen einem möglichen Bekennerschreiben nach, das auf der Internetplattform „linksunten.indymedia.org“ aufgetaucht ist. Das Schreiben sei bei der Berliner Polizei bekannt und werde jetzt geprüft, sagte ein Sprecher. Aus Sicherheitskreisen hieß es, das mutmaßliche Bekennerschreiben passe ins „Raster“. Allerdings sei es noch zu früh zu sagen, ob dies tatsächlich authentisch sei.

Indymedia versteht sich als offene Plattform zur freien Verbreitung von Informationen. In der Vergangenheit waren dort im Zusammenhang mit Bekennerschreiben zu Straftaten auch Fälschungen aufgetaucht.

Im Vorfeld des G20-Gipfels hatten Linksextremisten wiederholt Aktionen und Anschläge angekündigt. Am 7. und 8. Juli treffen sich Staats- und Regierungschefs aus den führenden Industrie- und Schwellenländern sowie Vertreter der EU.

Nach Einschätzung des Operativen Abwehrzentrums (OAZ) der sächsischen Polizei haben die Vorfälle möglicherweise einen Bezug zum G20-Gipfel. Eine politische Motivation könne nicht ausgeschlossen werden und sei Gegenstand der weiteren Ermittlungen, teilte das OAZ mit.

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte in Berlin, es sei noch zu früh für Aussagen, ob es einen Zusammenhang zwischen den Angriffen und dem bevorstehenden G20-Gipfel gebe. Die Kabelbrände gingen auf unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen zurück. Die Ermittlungen dazu liefen unter Hochdruck. „Wir beobachten das natürlich sehr aufmerksam, aber um solche Zusammenhänge belastbar (...) zu bestätigen, ist es zu früh.“

Im Raum Leipzig wurden nach Angaben der Bundespolizei seit 2.40 Uhr am Montag Brandanschläge auf Kabelschächte und elektronische Stellwerke verübt. „In einigen Fällen konnten Brandvorrichtungen unschädlich gemacht werden, bevor sie Schaden anrichteten“, sagte ein Sprecher. Zudem sei mit einem Hubschrauber aus der Luft nach weiteren Brandorten gesucht worden.

Am Berliner S-Bahnhof Treptower Park wurde vermutlich ein Feuer in einem Kabelschacht gelegt. „Es sieht derzeit danach aus, dass der Brand vorsätzlich gelegt wurde“, sagte ein Polizeisprecher.

In Hamburg gab es zwei Brände an Zuggleisen, im Stadtteil Eidelstedt und im Bereich Höltigbaum brannten Kabel neben den Gleisen. Der Zugverkehr auf der Strecke Hamburg-Lübeck war unterbrochen. Die Störung werde vermutlich den ganzen Tag dauern.

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