Außenministertreffen:EU sanktioniert Verstöße gegen Libyen-Embargo

Tripolis im März: Ein Kämpfer der international anerkannten Regierung schaut während der Zusammenstöße mit den Truppen der Libysch-Nationalen Armee (LNA) um eine Mauer. (Foto: dpa)

Damit soll der Druck auf Unternehmen erhöht werden, die Schiffe, Flugzeuge oder Transportmittel für Kriegsmaterial bereitstellen. Konkret geht es um drei Firmen.

Die Europäische Union verhängt Sanktionen wegen Verstößen gegen das UN-Waffenembargo gegen Libyen. Die Außenminister der Mitgliedsstaaten fassten in Brüssel den entsprechenden Beschluss, wie die Deutsche Presse-Agentur und die Nachrichtenagentur Reuters übereinstimmend unter Berufung auf EU-Kreise melden.

Die Strafmaßnahmen richten sich demnach gegen Unternehmen und einzelne Personen, die Schiffe, Flugzeuge oder andere Logistik für den Transport von Kriegsmaterial bereitgestellt haben. Konkret geht es nach Angaben aus EU-Kreisen um drei Firmen aus der Türkei, Jordanien und Kasachstan sowie um zwei Personen aus Libyen.

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Er wolle seine Pflichten "spätestens Ende Oktober" abgeben, sagt Fajis al-Sarradsch. In dem Bürgerkriegsland gibt es seit Wochen Proteste gegen die Regierung. Die Vereinten Nationen und Deutschland planen einen neuen Schlichtungsversuch.

Im Libyen herrscht seit dem Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Bürgerkrieg. Die Regierungstruppen werden von der Türkei unterstützt, ihr Gegner, General Chalifa Haftar, wiederum von Ägypten, Jordanien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Russland.

Alle Versuche, in dem Konflikt zu vermitteln, blieben bisher erfolglos - auch eine Libyen-Konferenz in Berlin im Januar. Für Länder wie Deutschland, Frankreich und Italien ist eine Lösung auch wichtig, weil die chaotischen Zustände das Geschäft von Schlepperbanden begünstigen, die Migranten illegal über das Mittelmeer nach Europa bringen.

Die beschlossenen Sanktionen umfassen Reise- und Vermögenssperren. Zudem dürfen europäische Unternehmen mit den betroffenen Unternehmen und Personen keine Geschäfte mehr machen.

Die Vereinten Nationen werfen vor allem Jordanien, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten vor, den Libyen-Konflikt mit Waffenlieferungen und Söldnern anzuheizen. Beim Libyen-Gipfel hatten sich zumindest die Türkei und die VAE verpflichtet, das Embargo einzuhalten. Nach UN-Angaben wurden die Lieferungen seitdem aber unvermindert fortgesetzt.

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