Greifswald:Grünen-Chef Habeck sieht Kernenergie heute „unideologischer“

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Greifswald (dpa/mv) - Grünen-Chef Robert Habeck hat sich am Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Greifswald über die Kernenergieforschung informiert. Das Institut mit dem Fusionsreaktor Wendelstein 7-X setzt auf Kernfusion als eine Möglichkeit der Energiegewinnung. Nach dem Besuch der Anlage am Freitag sagte Habeck, die Grünen kämen aus einer Zeit, in der die Ablehnung der Atomenergie die Partei geprägt habe. "Heute beschreiben wir die Atomfusion unideologischer", versicherte er. Bei der Grundsteinlegung zur Forschungs-Fusionsanlage 1997 hatten Grüne und Umweltgruppen gegen die Anlage protestiert.

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Greifswald (dpa/mv) - Grünen-Chef Robert Habeck hat sich am Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Greifswald über die Kernenergieforschung informiert. Das Institut mit dem Fusionsreaktor Wendelstein 7-X setzt auf Kernfusion als eine Möglichkeit der Energiegewinnung. Nach dem Besuch der Anlage am Freitag sagte Habeck, die Grünen kämen aus einer Zeit, in der die Ablehnung der Atomenergie die Partei geprägt habe. „Heute beschreiben wir die Atomfusion unideologischer“, versicherte er. Bei der Grundsteinlegung zur Forschungs-Fusionsanlage 1997 hatten Grüne und Umweltgruppen gegen die Anlage protestiert.

Habeck, der mit grünen Bundestagsabgeordneten im Wahlkampf unterwegs war, interessierte unter anderem die atomare Sicherheit von Kernfusionsanlagen. Projektleiter Thomas Klinger betonte, es gebe keinen nuklearen Abfall und keine Endlagerproblematik. Und: „Es gibt kein Gau-Risiko.“ Die Menge des Plasmas als Brennstoff sei einfach zu klein. Dennoch handele es sich um eine nukleare Anlage.

Die wissenschaftliche Direktorin Sibylle Günter erläuterte, mit der Kernfusion sollten die Prozesse auf der Sonne nachgeahmt werden. Im Kernfusionskraftwerk sollen Atomkerne der Wasserstoffsorten Deuterium und Tritium verschmelzen, wobei große Mengen Energie frei werden. Tritium werde aus Lithium gewonnen, das wie Wasser in großen Mengen auf der Erde vorhanden sei.

Habeck sagte, die Grundlagenforschung sei faszinierend und sollte vorangetrieben werden. „Es ist grundsätzlich richtig, Alternativen in der Energieversorgung zu erforschen.“ Allerdings müsse man überlegen, wo man die knappen finanziellen Ressourcen einsetze. Die Förderung dürfe keinesfalls zu Lasten der erneuerbaren Energien gehen. Diese würden gebraucht, um Kohlekraftwerke jetzt abschalten zu können, bevor Kernfusionskraftwerke vielleicht um 2050 den Durchbruch schaffen.

Heute arbeiten am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik 1100 Menschen, davon 450 in Greifswald, 650 im bayrischen Garching. Das Jahresbudget liege bei 130 Millionen Euro. Jeder Standort erhalte die Hälfte, sagte Günter. Der forschungspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Kai Gehring, warnte vor einer Kürzung der Forschungsmittel, die auch die Kernfusionsforschung betreffen könnte. Die Grünen wollten eine Steigerung der Mittel um drei Prozent jährlich.

Von 1996 bis 2019 flossen Klinger zufolge 1,2 Milliarden Euro in den Standort Greifswald. Die Anlage sei 2015 in Betrieb gegangen, sie sei aber noch nicht fertig. Derzeit werde am Rohrsystem für die Wasserkühlung gearbeitet.

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