Elfenbeinküste: Guillaume Soro:Smarter Premier mit düsterer Vergangenheit

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Premierminister Guillaume Soro ist eine Schlüsselfigur an der Elfenbeinküste: Einst war Laurent Gbagbo sein Mentor, jetzt bekämpft er den abgewählten Präsidenten. Soros Ruf ist ausgezeichnet - doch seine Soldaten verbreiteten Angst und Schrecken.

Arne Perras

In der Sprache seiner Heimat nennen sie ihn "Kigbafori". Das ist der Unbesiegbare. Vielleicht macht ihm das jetzt Mut. Guillaume Soro glaubt jedenfalls, dass die Zeit für eine "rasche Offensive" gekommen sei, dass seine Truppen die Metropole Abidjan im Sturm nehmen müssten, um an die Macht zu gelangen.

Guillaume Soro, der neue streitbare Premierminister der Elfenbeinküste. (Foto: AFP)

Soro ist Premier in der Regierung des gewählten Präsidenten der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara. Doch regieren kann sein Lager erst, wenn der Rivale Laurent Gbagbo aufgibt. Seit vier Monaten klammert sich dieser Mann an das Präsidentenamt und will nicht weichen. Soro hat die Geduld verloren, deshalb sprechen jetzt die Waffen.

Der 39-Jährige ist eine Schlüsselfigur in der Riege Ouattaras. Er führte die Rebellion des Nordens, als das Land 2002 in den Krieg stürzte. Und er hat sich den Ruf eines geschickten Diplomaten erworben, der nicht nur befehlen, sondern auch verhandeln kann. In Paris ist man von Soro einigermaßen beeindruckt, angesichts des französischen Einflusses in der Region ist das bedeutsam. Das sichert dem Premier Rückhalt in Europa, aber es reizt auch den Gegner, der die Krise als Komplott äußerer Mächte beschreibt, um von der Niederlage abzulenken.

Smart und gewaltbereit

Soro gilt als charmant, entspannt, gewandt. Einerseits. Andererseits haben viele nicht vergessen, dass er im Norden eine Truppe führte, die mit ihren Exzessen auch Angst und Schrecken verbreitete. Nun sind gerade wieder neue Gewalttaten in der Stadt Duékoué ans Licht gekommen, die das Image des smarten Soro weiter schädigen könnten. Zwar hat Ouattaras Lager die Verantwortung für die Verbrechen zurückgewiesen, doch sein Lager wird noch viel erklären müssen, um die Welt davon zu überzeugen, dass die politische Führung keine Schuld trägt. Schließlich waren es Ouattaras Truppen, die Duékoué zur Zeit der Massaker erobert hatten.

Vorerst konzentriert sich "Oberst Soro" auf andere Dinge: Er will die Schlacht um Abidjan gewinnen. Erst dann kann das Land nach Versöhnung suchen, für die Soro schon früher so wichtig war. Er ist ehrgeizig, manche glauben, dass er später ganz nach oben will, ins Amt des Präsidenten, um das sich derzeit Gbagbo und Ouattara streiten.

Soro stammt aus Diawala im Norden an der malischen Grenze, wo er am 8. Mai 1972 geboren wurde. Er ist Katholik. Als junger Mann besuchte er die Universitäten von Paris und Abidjan, belegte englische Literatur und politische Wissenschaften und fiel schon früh als Studentenführer auf. Der heutige Gegner Gbagbo zählte damals zu seinen Mentoren. Später, nach dem Krieg 2003, diente Soro als Minister in der sogenannten Regierung der nationalen Versöhnung. Danach wurde er Premier - unter Gbagbo.

Wie wichtig dieser Mann im Kampf um die Macht ist, kann man daran ersehen, dass ihn Präsident Gbagbo nach seiner Wahlniederlage im November unbedingt auf seine Seite ziehen wollte. Der Verlierer war bereit, dafür viel Geld zu zahlen, wie man hört. Aber Soro kehrte ihm den Rücken, um mit Ouattara zu marschieren. Nun ist er dessen Premier. Für die Demokratie war das ein guter Schritt - für Soro vermutlich auch.

© SZ vom 05.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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