Einigung auf neues Spitzenduo:Europas kleiner Nenner

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Mit Van Rompuy und Ashton ist ein neues EU-Spitzenduo gefunden. Doch kleinliche Argumente und Intrigen haben die Europäer daran gehindert, die Besten zu suchen.

Martin Winter, Brüssel

Knapp vor einer ganz großen Blamage haben es die Europäer doch noch geschafft. Der britische Premier Gordon Brown hat in einem rechtzeitigen Anfall politischer Vernunft die Kandidatur seines Vorgängers Tony Blair für das Amt des Präsidenten des Europäischen Rates fallen lassen.

Das neue Führungstrio der EU: Ratspräsident Van Rompuy (links), Kommissionspräsident Barroso und Außenministerin Ashton (Foto: Foto: AFP)

Blair war einfach nicht durchsetzbar, nicht einmal bei seinen eigenen Parteifreunden auf dem Kontinent. Dass Brown dennoch so lange an Blair festhielt, hat Europa nicht gutgetan. Zu lange wurde mit kleinlichen Argumenten gestritten. Zu viele byzantinisch anmutende Intrigen wurden geschmiedet, um Blair entweder ins Amt zu bringen oder es von ihm fernzuhalten.

Das hat die Europäer daran gehindert, sich nach den fachlich und politisch Besten für die beiden Aufgaben umzuschauen. Das muss nicht heißen, dass die jetzt gefundene Lösung mit dem Belgier Herman Van Rompuy und der Britin Catherine Ashton nicht funktioniert. Aber nachdem sich die EU so lange mit ihrer Reform quälte, hätte man sich eine seriösere Debatte darüber gewünscht, wer diese Reformen in dem nicht gerade leichtgängigen EU-Apparat umsetzen soll.

Immerhin: Das Reformwerk, das vor fast einem Jahrzehnt begonnen wurde, weil es so mit der EU nicht weiterging, ist mit der Besetzung der Spitzenposten abgeschlossen - was aber kein Anlass ist, sich zurückzulehnen.

Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt erst. Die EU muss ihren Bürgern nun in ihrer täglichen Politik zeigen, dass sich all die Mühen gelohnt haben. Auf der großen Bühne der Welt gilt nun nicht mehr die Entschuldigung, dass man das europäische Haus erst einmal in Ordnung bringen muss, bevor man Verantwortung in der krisengeschüttelten Welt übernehmen kann.

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