Ecuador:FBI untersucht Mord an Präsidentschaftskandidat

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Militärpolizei vor dem Präsidialpalast in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito. (Foto: Dolores Ochoa/AP)

Sechs Tatverdächtige wurden nach dem Anschlag auf Fernando Villavicencio in Quito festgenommen. Die Vereinten Nationen fordern eine vollständige Aufklärung.

Nach dem Mordanschlag auf den Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio in Ecuador haben die Vereinten Nationen und Menschenrechtsorganisationen eine vollständige Aufklärung des Verbrechens gefordert. Es gelte, die Verantwortlichen durch eine unverzügliche, transparente und unabhängige Untersuchung zur Rechenschaft zu ziehen, sagte UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk. Gewalt gegen politische Kandidaten sei eine ernsthafte Bedrohung für die demokratische Willensbildung, betonte Türk.

Der 59-jährige Villavicencio war am Mittwoch von Unbekannten nach einem Wahlkampfauftritt in der Hauptstadt Quito erschossen worden. Mindestens neun Menschen wurden dabei verletzt. Nur wenige Stunden nach dem Mord an dem Präsidentschaftskandidaten sind sechs Verdächtige festgenommen worden. Sie seien dem organisierten Verbrechen zuzuordnen, gab Innenminister Juan Zapata am Donnerstagabend auf einer Pressekonferenz bekannt. Bei ihnen seien Waffen, Granaten und Maschinenpistolen gefunden worden. Ein Verdächtiger erlag nach einem Schusswechsel mit den Sicherheitskräften seinen Verletzungen.

Der Präsident verhängte für 60 Tage den Ausnahmezustand

Der liberale Kandidat Villavicencio hatte in der Vergangenheit immer wieder eine Komplizenschaft zwischen organisierter Kriminalität und Politik kritisiert. In einem CNN-Interview sagte er im Mai, Ecuador werde vom mexikanischen Drogenkartell Jalisco Nueva Generacion, dem ebenfalls aus Mexiko stammenden Sinaloa-Kartell und der albanischen Mafia beherrscht. Es sei für den Drogenhandel unmöglich, sich in einer Gesellschaft zu etablieren und sie zu unterjochen, ohne das Einverständnis und die Duldung durch die politische Macht.

Bei den Ermittlungen soll nun die US-Bundespolizei FBI helfen. "Ich habe das FBI um Unterstützung bei den Ermittlungen zur Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio Valencia gebeten. Das FBI hat unserem Wunsch entsprochen und in den nächsten Stunden wird eine Delegation im Land eintreffen", schrieb Ecuadors Präsident Guillermo Lasso am Donnerstag auf Twitter. Der Präsident verhängte außerdem für 60 Tage den Ausnahmezustand und mobilisierte die Streitkräfte. Amnesty International wies im Zusammenhang mit dem Anschlag auf einen starken Anstieg der Tötungsrate und eine Reihe von Morden an Kandidaten für öffentliche Ämter in den vergangenen Wochen hin.

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