Drohnenangriffe:Was in Ramstein vor sich geht

Lesezeit: 1 Min.

Der Eingang zum US-Stützpunkt Ramstein in Süddeutschland (Archivbild). (Foto: AFP)

Die USA lüften das Geheimnis, welche Rolle der Militärstützpunkt bei ihren Drohneneinsätzen spielt. Die Beteiligung der Bundesrepublik bei den US-Drohneneinsätzen bleibt umstritten.

Von Volkmar Kabisch und Antonius Kempmann, Berlin

Die USA haben erstmals die Bundesregierung über die Rolle des US-Luftwaffenstützpunkts Ramstein bei amerikanischen Drohneneinsätzen informiert. Dies teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts auf Anfrage des Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko (Linke) mit. Mitglieder der US-Botschaft hätten dem politischen Direktor des Auswärtigen Amts Ende August mitgeteilt, die Basis im rheinland-pfälzischen Ramstein würde als Fernmelderelaisstation für den Datenverkehr mit unbemannten Luftfahrzeugen genutzt. Zum anderen unterstütze Personal in Ramstein die "Planung, Überwachung und Auswertung von zugewiesenen Luftoperationen".

Bislang hatte die Regierung der Vereinigten Staaten zur Beteiligung Ramsteins an Drohnenoperationen beharrlich geschwiegen. Auch die Bundesregierung hatte auf Anfragen stets geantwortet, man habe dazu keine Erkenntnisse. Die neuen Informationen seitens der Amerikaner setzen das Thema nun wieder auf die Tagesordnung. Der Sprecher des Auswärtigen Amts teilte mit, die Bundesregierung habe hierzu bereits "hochrangige Gespräche" in Washington geführt. In Regierungskreisen hieß es, die Bundesregierung setze den Dialog mit ihren amerikanischen Partnern zu den Einsätzen unbemannter Luftfahrzeuge und zur Rolle des Luftwaffenstützpunktes Ramstein nun fort.

Die Diskussion begann, nachdem Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR vor mehr als zwei Jahren berichtet hatten, dass Infrastruktur auf der Basis Ramstein die weltweiten US-Drohneneinsätze erst ermögliche. Ramstein sei der zentrale digitale Knotenpunkt für Live-Videobilder und Drohnen-Steuerungssignale. Außerdem würden die Livebilder aus den Drohneneinsätzen direkt in Ramstein in einem Analysezentrum namens "Distributed Common Ground System" (DCGS) ausgewertet.

Der Abgeordnete Andrej Hunko sagte auf Anfrage, die Bundesregierung sei durch die Kenntnis der Rolle Ramsteins nun "mit beteiligt an völkerrechtswidrigen extralegalen Tötungen". Die Drohnen-Einsätze sind umstritten, weil Terrorverdächtige nach unklaren Kriterien getötet werden. Außerdem sterben bei den Angriffen immer wieder Zivilisten.

© SZ vom 03.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

ExklusivUS-Militärflughafen in Deutschland
:Ramstein ist Zentrum im US-Drohnenkrieg

Unbemannte Flugzeuge haben in Pakistan und Jemen seit 2004 Hunderte Zivilisten getötet. Ohne den amerikanischen Stützpunkt in Rheinland-Pfalz wären diese Einsätze unmöglich, sagt ein früherer US-Soldat. Die Bundesregierung beharrt darauf, nichts von den Einsätzen zu wissen.

Von John Goetz, Volkmar Kabisch, Antonius Kempmann und Frederik Obermaier

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: