Darin ist von Hinrichtungen, Entführungen und Folter durch Mexikos Armee und Polizei im Zuge der Offensive gegen die organisierte Kriminalität die Rede; etliche Fälle sind belegt. Human Rights Watch kommt zu dem Schluss, dass die Gewalt durch den Einsatz nicht gesunken, sondern gewachsen sei.
Consuelo Morales spürt das bei Cadhac täglich, ihre Kartei ist voll von Berichten der Gewalt: 117 Verschwundene und diverse staatliche Übergriffe wurden allein 2011 in Monterrey registriert, landesweit gelten fast 17 000 Mexikaner als vermisst. Viele Betroffene haben Angst, sich an Gerichte oder Behörden zu wenden, unabhängige Stellen wie Cadhac werden da zu Fluchtpunkten.
"Die Angst lähmt uns alle", sagt die Cadhac-Chefin. Aber sie erhebt dabei die Stimme. Sie spricht vom Monster der Straflosigkeit und der Korruption: In 40 Prozent der Verbrechen sind ihrer Meinung nach Regierungsleute verstrickt.
So suchen Angehörige von Opfern Zuflucht bei Cadhac. Eine ehemalige Lehrerin bekommt hier kostenlose Rechtsberatung, ihr Sohn wurde im Januar 2011 aus der Wohnung heraus verschleppt, vermutlich von der Rauschgift- und Killerbande Los Zetas. Die Zetas entstanden aus einer Eliteeinheit der mexikanischen Streitkräfte, Polizisten und Soldaten sind involviert. Die Mutter zahlte Lösegeld, wie so viele andere Familien Gekidnappter. Ihre Sohn bekam sie trotzdem nicht zurück, mit Hilfe von Cadhac folgt sie nun immerhin seinen Spuren.
Auch die Eltern von Gustavo Acosta, der in Monterrey erschossen wurde, suchen Hilfe bei Cadhac. Nach dem Angriff meldete die Marine, man habe "einen mutmaßlichen Delinquenten namens Gustavo Acosta Luján alias M-3" getötet. Die Kriminalisierung der Opfer ist üblich, aber die Familie Acosta glaubt nicht, dass ihr Gustavo ein Delinquent war. Wenn, dann hätte es einen Durchsuchungsbefehl geben müssen.
"Sie sollen seinen Namen reinwaschen und die Verantwortlichen bestrafen", sagt der Vater des Ermordeten, sein dreijähriger Enkel ist nun Halbwaise. Die Causa kommt ausnahmsweise voran, es könnte tatsächlich einen Prozess geben. Die Anklage: staatlicher Mord im Drogenkrieg.