In der Synagoge in Nürnberg gibt es einen alten Kantor, einen Vorbeter, der aus Argentinien stammt. Er singt schon seit 1970 in dem jüdischen Gebetshaus, er leitet Gottesdienste mit einer Stimme, die auch im hohen Alter noch warm und gefühlvoll klingt. Er singt Gebete, er singt aus der Thora, freitagabends segnet er den Wein, samstagvormittags die Gemeinde. Er hat schon Generationen von Jungen auf ihre Bar Mitzwa vorbereitet, mit Geduld und großväterlichem Zwinkern, auch den Verfasser dieser Zeilen. Aber selbst für diesen lebenserfahrenen Menschen, sein Name ist Baruch Grabowski, der scheinbar so sehr dazugehört inzwischen, ist doch immer klar geblieben: Zur Entspannung besteht als Jude kein Anlass.
Das Politische Buch:Weggeschaut, verniedlicht, verdrängt
Lesezeit: 4 min
Ein Polizist steht vor dem Haus von Frida Poeschke in der Nordstadt von Erlangen, wo der Doppelmord geschah. Der jüdische Verleger Shlomo Lewin, 69, und seine Lebensgefährtin Frida Poeschke, 57, wurden am 19. Dezember 1980 in Erlangen umgebracht.
(Foto: DB Staedele/dpa)Der Historiker Uffa Jensen hat den antisemitischen Doppelmord in Erlangen im Jahr 1980 rekonstruiert und analysiert, warum die Behörden Fehler über Fehler begingen und von rechtem Terror gar nichts wissen wollten.
Von Ronen Steinke
SZ-Plus-Abonnenten lesen auch:
Fitness
Die komplizierte Sache mit dem Kalorienverbrauch
Aussteiger
Einmal Erleuchtung und zurück
Gesundheit
"Die Leber braucht sehr lange, um zu regenerieren"
Musik
»Die Selbstzweifel, die uns ausmachen – die hat die Maschine nicht«
Zähne und Zeitgeist
Generation Beißschiene