Abschlussbericht zum Angriff aufs US-Kapitol:Zeugin wirft Trump-Team Einschüchterung vor

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Cassidy Hutchinson, ehemalige Beraterin des Stabschefs des Weißen Hauses von Donald Trump, Mark Meadows, sagt vor dem Sonderausschuss des Repräsentantenhauses aus, der den Anschlag vom 6. Januar auf das US-Kapitol untersucht. (Foto: Jacquelyn Martin/dpa)

Eine ehemalige Mitarbeiterin des Weißen Hauses belastet das Team um den ehemaligen US-Präsidenten schwer. Das geht aus Aussage-Protokollen des Ausschusses zum Angriff auf das Kapitol am 6. Januar hervor. Der Abschlussbericht ist inzwischen veröffentlicht.

Der Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses zum Sturm auf das Kapitol der USA ist inzwischen veröffentlicht, nun kommen zudem auch Details aus den Zeugenbefragungen ans Licht. So hat die ehemalige Mitarbeiterin des Weißen Hauses Cassidy Hutchinson dem Team von Ex-Präsident Donald Trump vorgeworfen, sie vor ihrer Aussage im Untersuchungsausschuss unter Druck gesetzt zu haben. Das geht aus Mitschriften von Hutchinsons Aussagen hervor, die der Ausschuss veröffentlicht hat.

Hutchinson, die für den damaligen Stabschef des Weißen Hauses, Mark Meadows, gearbeitet hatte, war im Sommer eine Überraschungszeugin des Gremiums gewesen. Teilweise hatte sie hinter verschlossenen Türen ausgesagt, so dass ihr Vorwurf, Trumps Team habe sie versucht zu beeinflussen, erst jetzt bekannt wird.

"Je weniger Sie erinnern können, desto besser"

Trumps Umfeld habe ihr Jobs und finanzielle Unterstützung angeboten - auch für hohe Anwaltskosten. Das wertete sie als Versuch, sie bei der Stange zu halten. Sie beschrieb auch eine Reihe von Begegnungen mit verschiedenen Mitarbeitern des Weißen Hauses, die ihr unaufgefordert Ratschläge für den Umgang mit dem Ausschuss gaben. Gleichzeitig sei sie dazu gedrängt worden, ihre Rolle im Weißen Haus herunterzuspielen und loyal zu bleiben: Ihr eigener Anwalt Stefan Passantino, der unter Trump im Weißen Haus Rechtsbeistand für Ethikfragen war, habe ihr zudem geraten, bei ihren Aussagen vor dem Ausschuss nicht zu mitteilsam zu sein. "Je weniger Sie erinnern können, desto besser", habe ihr Passantino gesagt.

Ein hochrangiger Berater von Meadows und ein weiterer Anwalt hätten ihr erklärt, dass der Satz "Ich kann mich nicht erinnern" eine akzeptable Antwort für den Ausschuss sei, weil der Ausschuss nicht wisse, woran man sich erinnern könne und woran nicht.

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Hutchinson sei damals zu Ohren gekommen, dass Trump wütend reagiert habe, als sein Sicherheitspersonal sich weigerte, ihn am 6. Januar 2021 zum Kapitol zu bringen. Hutchinson habe von Tony Ornato, einem langjährigen Secret-Service-Agenten, der zu dieser Zeit als stellvertretender Stabschef von Trump arbeitete, gehört, dass der ehemalige Präsident sich auf das Lenkrad des Geländewagens gestürzt habe, in dem er saß, und sogar versucht habe, seine Hände um den Hals eines Agenten zu legen.

Hutchinson sagte auch aus, dass sich Trump ihrer Ansicht nach im Klaren darüber gewesen sei, dass es beim Sturm auf das Kapitol zu Gewalt kommen könne. Als sie dies Passantino erzählte, habe dieser "Nein, nein, nein, nein. Wir wollen nicht darüber reden", gesagt. Auf ihre Frage, was wäre, wenn der Ausschuss sie darüber befrage, habe er geantwortet: "Sie haben keine Möglichkeit, das zu wissen. Niemand würde das jemals wissen."

Trump weist die Vorwürfe zurück

Trump hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Ornato wiederum sagte dem Ausschuss, er könne sich nicht an das Gespräch erinnern. Das Gremium stellte jedoch in seiner 17-monatigen Untersuchung fest, dass es "erhebliche Bedenken hinsichtlich der Glaubwürdigkeit" von Ornatos Aussage hat.

Der Untersuchungsausschuss hatte in dieser Woche einstimmig empfohlen, in vier Anklagepunkten Ermittlungen gegen Trump einzuleiten. Ob das US-Justizministerium dieser Empfehlung folgen wird, ist noch offen.

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