Südafrika:Erzbischof Desmond Tutu ist tot

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Erzbischof Desmond Tutu ist im Alter von 90 Jahren gestorben. (Foto: RODGER BOSCH/AFP)

Er kämpfte für die Vision einer "Regenbogennation", für seinen gewaltlosen Kampf gegen das Apartheidregime wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen. Nun ist Desmond Tutu im Alter von 90 Jahren gestorben.

Desmond Tutu war einer der Gründerväter des demokratischen Südafrikas. Als ein Anführer des gewaltlosen Widerstandes gegen die Apartheid bekämpfte er entschlossen Rassendiskriminierung und Ungerechtigkeit. Unbeugsam warb Tutu auch nach Überwindung des Apartheidregimes 1994 mit klaren Worten für Frieden und Versöhnung. Am zweiten Weihnachtstag starb der Friedensnobelpreisträger und frühere anglikanische Erzbischof im Alter von 90 Jahren, wie der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa mitteilte. Er sei ein echter Patriot gewesen.

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Für eine moralisch-ethische Orientierung im neuen Südafrika mangelte es Tutu ebenso wenig an Charisma und Autorität wie seinem Freund Nelson Mandela, Friedensnobelpreisträger und erster schwarzer Präsident des Landes. Tutu brauchte aber kein politisches Amt, um gehört zu werden. Zu Apartheidzeiten verdammte er die systematische Diskriminierung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit als unmoralisch und unvereinbar mit Gottes Wort. Im demokratischen Südafrika wurde er dann ein Verfechter für die Aussöhnung zwischen Schwarzen und Weißen: "Ohne Vergebung kann es keine Zukunft geben." Tutu kämpfte für die Vision einer "Regenbogennation", in der Menschen aller Hautfarben und Ethnien friedlich zusammenleben.

Erzbischhof Desmond Tutu mit dem früheren US-Präsidenten Barack Obama bei einem Besuch in Kapstadt im Juni 2013. (Foto: JASON REED/REUTERS)

Ob Rassendiskriminierung oder andere Ungerechtigkeit: Tutu fand stets klare Worte. Als streitbarer anglikanischer Gottesmann wurde er zur Stimme des Widerstands und erhielt 1984 für seinen gewaltlosen Einsatz gegen das Apartheidregime den Friedensnobelpreis. Er sei ein pragmatischer und prinzipienfester Mensch gewesen, schrieb Ramaphosa.

Geboren wurde er am 7. Oktober 1931 in Klerksdorp bei Johannesburg. Für seinen Wunsch, Arzt zu werden, reichte das Geld der Eltern nicht. Tutu machte daher eine Lehrer-Ausbildung, gab den Beruf aber 1957 aus Protest gegen die diskriminierende Schulpolitik des Apartheidstaates auf. Danach wandte er sich der Theologie zu und wurde mit 30 Jahren zum anglikanischen Priester geweiht. Er studierte in London weiter und übernahm 1975 das Amt des Superintendenten von Johannesburg.

Dort wurde er schnell zu einem scharfen Kritiker des Apartheidstaates und forderte einen friedlichen Wandel. Während Mandela 27 Jahre lang in Haft war, wurde Tutu zur Stimme des Widerstands. Wegen seiner Forderung nach internationalen Sanktionen gegen die Regierung in Pretoria wurde ihm 1980 und 1981 der Pass entzogen. 1984 wurde dem streitbaren Gottesmann für seinen gewaltfreien Einsatz gegen die Apartheid der Friedensnobelpreis verliehen. In Oslo geißelte er das von der Apartheid ausgelöste "exorbitante menschliche Leid". Zwei Jahre später wurde Tutu dann Oberhaupt der zwei Millionen Anglikaner in Südafrika. Er hatte dieses Amt bis Herbst 1996 inne.

Einer seiner letzten öffentlichen Auftritte: Desmond Tutu trifft Herzogin Meghan und deren Sohn Archie bei deren Südafrika-Besuch im September 2019. (Foto: TOBY MELVILLE/REUTERS)

Aus der Öffentlichkeit zog er sich nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika immer mehr zurück. Obwohl er zunehmend zur Behandlung ins Krankenhaus musste, meldete er sich aber bei ihm ungerecht erscheinenden Ereignissen noch immer stets lautstark zu Wort. Er hinterlässt seine Frau Leah und vier Kinder. Einen seiner letzten öffentlichen Auftritte hatte er Mitte September 2019, als ihm der britische Prinz Harry bei einer Afrikareise seine kleine Familie vorstellte und der bereits sehr gebrechlich wirkende Tutu dem kleinen Archie einen Kuss auf die Stirn hauchte.

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