Gavrilo Princip war ein Mörder, und einem Mörder sollte man eigentlich kein Denkmal errichten. Insofern darf sich, wer will, provoziert davon fühlen, dass nun in Belgrad eine Statue jenes jungen Mannes steht, der vor 101 Jahren in Sarajevo den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Ehefrau Sophie erschoss.
Das Attentat gilt als Auslöser des Ersten Weltkriegs. Den Attentäter in Bronze zu gießen und als Freiheitskämpfer zu ehren, zeugt nicht vom historischen Feingefühl der beteiligten serbischen Politiker.
Und vermutlich war die Errichtung des Denkmals auch als eine Art trotziges Signal gemeint. Serbien tut sich schwer mit seiner Geschichte, die Verehrung von Gavrilo Princip als Volksheld ist da nur ein Beispiel.
Das Land gibt sich gerne der Beschwörung alter Mythen von nationaler Größe hin - vielleicht auch deshalb, weil die Gegenwart so korrupt und elend ist. Die politische und wirtschaftliche Modernisierung, die dringend nötig wäre, wird dadurch verhindert.
Der Krieg wurde von anderen Männern betrieben
Aber man muss sich auch nicht zu sehr echauffieren. An den Millionen Toten des Weltkriegs trägt Gavrilo Princip wenig Schuld. Dieser Krieg wurde von vielen anderen Männern in Europas Hauptstädten betrieben; einer der fleißigsten dabei war Kaiser Wilhelm II.
Sein Berliner Stadtschloss, von dessen Balkon er die Deutschen im August 1914 zum Krieg aufrief, wird gerade wieder aufgebaut.