Zweiter Weltkrieg:Machtlos gegen die deutschen Panzer

Und in der Tat konnte die bei den alliierten Soldaten gefürchtete 88-Millimeter-Kanone, die sowohl im deutschen Tiger-Panzer als auch als ursprünglich konzipierte Flugabwehrkanone zur Panzerabwehr eingesetzt wurde, im Sommer 1944 jedes gepanzerte Fahrzeug von Amerikanern, Briten und Kanadiern ausschalten, bevor diese überhaupt in Schussweite kamen.

Verwundete Soldaten der Waffen-SS in der Normandie, 1944

Normandie 1944: SS-Männer bringen Leichtverwundete in der Gegend von Caretan zum Verbandplatz.

(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

In einem abgeschossenen britischen Panzer fand man wenige Tage nach dem D-Day das Tagebuch eines Offiziers. In einem seiner letzten Einträge schrieb er klagend: "Unsere Kompanie fuhr aus, um eine Position einzunehmen, musste sich aber rasch wieder zurückziehen und verlor dabei vier Panzer. Warum ist unsere Technik nach vier Jahren Vorbereitung auf diese Invasion unterlegen?"

Alleine bei Caen verloren die Briten an einem einzigen Tag fast 200 Panzer. Die Verluste der Infanterie lagen um 80 Prozent höher als vom britischen Oberkommando einkalkuliert. Und auch die Amerikaner stellten erschüttert fest, dass schon kleinere Waffen der deutschen Infanterie den eigenen deutlich überlegen waren, besonders das Maschinengewehr 42 - eine Waffe, durch die sie bereits am "Omaha Beach" hohe Verluste erlitten hatten.

Mythos Luftüberlegenheit

Bislang ist in diesem Zusammenhang immer wieder auf die erdrückende Luftüberlegenheit der Alliierten hingewiesen worden, die Nachteile bei Panzern oder Infanteriewaffen mehr als ausgeglichen habe.

Doch gerade mit diesem Mythos räumen nun Beevor und Lieb endgültig auf: Die Zerstörung von Panzern durch Flugzeuge gelang selten. So zeigten britische Untersuchungen schon nach der Schlacht von Mortain Anfang August 1944, dass nur neun von 46 begutachteten deutschen Panzern und Sturmgeschützen aus der Luft vernichtet worden waren - ein Ergebnis, das sich später beim Zurückschlagen der deutschen Ardennen-Offensive im Januar 1945 wiederholen sollte.

Der damalige Stand alliierter Technik erlaubte es noch nicht, gepanzerte Fahrzeuge zielgenau und in großer Menge durch Flugzeuge zu zerstören. Die Luftüberlegenheit von Amerikanern und Briten erzielte eher indirekt Wirkung: Sie behinderte den Nachschub und die Kommunikation der deutschen Soldaten, schwächte ihre Kampfmoral und Verteidigungsstellungen.

Eine viel stärkere direkte Wirkung im Kampf hatte hingegen die alliierte Artillerie. Allein im Juni und Juli 1944 gingen zwei Millionen Geschosse auf die Deutschen in der Normandie nieder - 35 000 pro Tag, bei einer Frontlänge von maximal 150 Kilometern. Diese Materialschlacht zog sich über Wochen hin in der unübersichtlichen Heckenlandschaft der Normandie, die wie geschaffen war für die deutschen Verteidigungsstellungen.

Eine nach der anderen musste von den Alliierten mühsam und langsam und mit einem gigantischen Einsatz von Mensch und Material überwunden werden. "Ich muss euch nicht sagen, wer den Krieg gewonnen hat. Ihr wisst es. Es war unsere Artillerie", sollte dann auch der amerikanische General Patton bei Kriegsende zitiert werden.

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