Zweiter Weltkrieg:Vielerorts liefen die GIs den Deutschen ungeschützt entgegen

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Toter US-Soldat am Strand der Normandie

Toter US-Soldat am Strand der Normandie. Kameraden haben Gewehre über Kreuz zu Ehren des gefallenen Kameraden abgelegt, der bei der Landung nach dem Verlassen eines Landungsbootes erschossen worden war.

(Foto: dpa)

Für die Landung von See her hatten die alliierten Truppen zwar an der englischen Küste geübt. Aber über Erfahrung mit amphibischen Operationen verfügten nur wenige am D-Day eingesetzte Einheiten. Die meisten Amerikaner erlebten ihre "Feuertaufe" erst am 6. Juni 1944 - einschließlich fast aller Divisionskommandeure und zum Teil sogar der kommandierenden Generäle der übergeordneten Korps.

Obwohl die Amerikaner damals bereits seit gut zweieinhalb Jahren gegen die Japaner kämpften, fanden die Erfahrungen aus den zahlreichen Landungen auf stark verteidigten Pazifikinseln kaum Beachtung bei den Planungen für den D-Day. Auch gab es bei den US-Streitkräften - anders als bei der Wehrmacht mit ihren Fronten im Osten, Süden und Westen - nur wenig Personalaustausch zwischen den Kriegsschauplätzen in Europa und im Pazifik.

Diese mangelnde Erfahrung auf alliierter Seite sollte bereits am D-Day selbst zu unnötig hohen Verlusten vor allem der Amerikaner führen. Am "Omaha Beach" verfehlten der Beschuss von See und die Bombardierung aus der Luft die deutschen Verteidigungsanlagen. Es rächte sich auch bitter, dass die Stärke des Wellengangs unterschätzt wurde: Beinahe sämtliche Schwimmpanzer gingen unter, bevor sie den Strand erreicht hatten. Die an Land watenden GIs waren entsprechend ungeschützt.

Tausende wurden von den Deutschen getötet, kaum waren die Bugrampen der Landungsboote heruntergefallen. Steven Spielberg hat dieses Gemetzel in der Eingangsszene seines Films "Saving Private Ryan" 1998 einem breiteren Publikum bekannt gemacht.

Taktische Stärke der Wehrmacht, bedachtes Vorgehen der Alliierten

Auch in den anderen Strandabschnitten, bei Briten und Kanadiern, verliefen die Operationen nirgendwo vollkommen nach Plan. Zwar konnte Hitlers "Atlantikwall" noch am Vormittag des 6. Juni 1944 durchbrochen werden, aber das Tagesziel, rund 20 Kilometer ins Inland vorzustoßen, wurde nicht erreicht. Als Ursache dafür macht Peter Lieb zwei Konstanten aus, die sich bereits am D-Day, dem vermeintlichen "Decision Day", zeigten und die nun erst beginnende Schlacht um die Normandie prägen sollten: zum einen die taktische Stärke der Wehrmacht, mit zusammengewürfelten Resttruppenteilen praktisch aus dem Nichts kleine schlagkräftige Kampfgruppen zu bilden, die das alliierte Vorrücken geschickt verzögerten; zum anderen das auf Vorsicht und Sicherheit bedachte Vorgehen der Alliierten.

Hinzu kam die waffentechnische Unterlegenheit von Amerikanern und Briten in zentralen Bereichen des Landkrieges. Schon im August 1943 hatte Bernard Montgomery, Oberbefehlshaber der alliierten Heereseinheiten in den ersten Wochen der Normandieschlacht und Sieger über Rommel bei El Alamein, der ihm nun wieder gegenüberstand, selbst eingeräumt: "Die Deutschen haben uns in der Panzerentwicklung überholt, besonders hinsichtlich der Geschütze."

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