Cyril Ramaphosa:Südafrikas rätselhafter neuer Präsident

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Cyril Ramaphosa bei seiner Vereidigung. (Foto: REUTERS)

Der Nachfolger von Jacob Zuma gilt als charmant und clever. Cyril Ramaphosa sieht sich als Mann der armen Leute und als Sozialist. Doch außerhalb der Partei hat er mehr Freunde als im ANC selbst.

Von Bernd Dörries

Am Donnerstag ist Cyril Ramaphosa noch vor sechs Uhr aufgestanden, um an der Promenade in Kapstadt ein wenig zu joggen, und sich anschließend mit ein paar Fans fotografieren zu lassen. Was auch schon eine der spannenderen Episoden aus dem Privatleben von Cyril Ramaphosa ist, dem neuen Präsidenten von Südafrika, der am Donnerstag im Parlament gewählt wurde. Von seinem Vorgänger Jacob Zuma wusste man so ziemlich alles, Fortgeschrittene kannten sogar die Namen seiner 22 Kinder. Von Cyril Ramaphosa, 65, ist so gut wie nichts bekannt, er hat ein Leben, hält es aber meistens unter Verschluss. "Ich bin ein Enigma", hat er einmal gesagt. Und hat damit ein Problem beschrieben, das viele in Südafrika mit ihm haben. Wer ist der neue Präsident - und wie viele?

Ramaphosa übernimmt das Land in einer schwierigen Zeit, die Wirtschaft lahmt, die Arbeitslosigkeit steigt, der korrupte Zuma hat einen finanziellen und moralischen Bankrott hinterlassen. Er hat sich und seine Clique im ANC bereichert, während die Mehrheit der Schwarzen weiter unter ärmlichen Bedingungen lebt. Ramaphosa muss also eine Partei erneuern und ein ganzes Land, was aus Sicht des ANC ein und dasselbe ist. Aus Sicht vieler Afrikaner geht es aber auch darum, ob der ANC überhaupt noch eine Berechtigung hat. Oder ob das Land von der Befreiungsbewegung befreit werden muss.

Ein 500 Millionen Dollar schwerer Sozialist

Ramaphosa ist wahrscheinlich so gut geeignet wie kein anderer im ANC, um einen Neuanfang zu beginnen. Er ist schlau, er ist charmant und bisher nicht mit Korruption in Verbindung gebracht worden. Davon gibt es im ANC nicht viele. Dennoch hat er außerhalb der Partei mehr Freunde als im ANC selbst, die Wahl zum neuen Parteichef gewann er im Dezember nur mit knapper Mehrheit. Auch, weil er vielen in der Partei ein Rätsel bleibt.

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Damit kommt er einem geplanten Misstrauensvotum im Parlament zuvor. Die Regierungspartei ANC hatte ihn offiziell zum Rücktritt aufgefordert.

Seine politische Karriere begann als Gewerkschaftsführer, als Kämpfer für die Geknechteten. Ein paar Jahre später wechselte er auf die Seite des Kapitals, wurde zum Anteilseigner einer Minengesellschaft. Früher organisierte er die Streiks der Kumpel, bei einem Ausstand in einer Minengesellschaft, deren Miteigentümer er war, wurden 34 Arbeiter von der Polizei erschossen. Das haben ihm viele Schwarze nicht verziehen, für die Ramaphosa keiner von ihnen ist. Einen Sozialisten nennt er sich, das Magazin Forbes schätzt sein Vermögen auf etwa 500 Millionen Dollar. Zustande kam der Reichtum, weil die großen Unternehmen Südafrikas nach dem Ende der Apartheid auch Schwarze als Eigentümer beteiligen mussten. Ramaphosa war zur Stelle, er war clever - etwas eigenes geschaffen hat er aber nicht.

Jetzt soll das neue Südafrika sein großes Werk werden. Nelson Mandela erkor Ramaphosa einst als Nachfolger, weil der in den Verhandlungen über das Ende der Apartheid mit dem weißen Regime großes Geschick bewiesen hatte. Die Partei entschied sich dann aber gegen ihn, es folgten verlorene Jahre, Ramaphosa ging in eine Art Exil, wurde Geschäftsmann, während seine Kameraden das Land zugrunde richteten.

Jacob Zuma hinterlässt eine völlige Verwahrlosung in Politik und Wirtschaft, die so massiv ist, dass man sich fragt, wie das einer allein wieder richten soll. Denn so viele politische Freunde hat Ramaphosa nicht. Und es ist auch nicht so, dass der Kampf gegen die Korruption in der Partei für alle eine hohe Priorität hat, je entschiedener ihn Ramaphosa führt, desto entschiedener wird der Widerstand sein. Es geht um Geld und Posten. Es wird ein epischer Kampf gegen jene, die profitiert haben vom System Zuma - und die ja auch noch alle da sind.

Ramaphosa gilt vielen, die ihn persönlich erlebt haben, als ein exzellenter Verhandler, der die gespaltene Partei versöhnen kann und auch das Land. Die Frage ist aber, was gibt es denn eigentlich zu verhandeln mit dem korrupten alten System?

© SZ vom 16.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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