Pandemie:Booster-Spritze für alle

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Als Erstes sollen Ältere, Vorerkrankte und medizinisches Personal mit einer dritten Dosis geimpft werden, also jene Gruppen, die am Anfang der Impfkampagne immunisiert wurden. (Foto: dpa)

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und die Ärztevertreter einigen sich: Allen Geimpften soll eine Auffrischung angeboten werden. Derweil gewinnt die Diskussion um eine Impfpflicht für Pflegepersonal an Schärfe.

Von Angelika Slavik, Berlin

Im Kampf gegen die vierte Corona-Welle soll allen Geimpften eine Auffrischungsimpfung angeboten werden. Darauf einigte sich der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit Ärztevertretern. Konkret soll diese Booster-Impfung, also die Verabreichung einer dritten Dosis, sechs Monate nach der Immunisierung erfolgen. Nach aktueller Studienlage nimmt der Impfschutz nach einem halben Jahr ab - die Wahrscheinlichkeit von Durchbruchsinfektionen steigt dann bei manchen Menschen. Um die Booster-Impfung hatte es in den vergangenen Tagen heftige Diskussionen gegeben, weil die Ständige Impfkommission die dritte Dosis bislang nur für Menschen über 70 Jahre oder Vorerkrankte ausdrücklich empfiehlt - also Gruppen, die nach einer Impfung tendenziell eine schwächere Immunantwort und damit einen geringeren Impfschutz entwickeln. Eine Empfehlung für andere Altersgruppen könnte je nach Datenlage in den kommenden Wochen erfolgen. Darauf wollte Spahn aber nicht warten. Die Kassenärztliche Vereinigung hatte das zunächst kritisiert.

Konkret sollen nun als Erstes Ältere, Vorerkrankte und medizinisches Personal mit einer dritten Dosis geimpft werden, also jene Gruppe, die am Anfang der Impfkampagne immunisiert wurde und deshalb die Sechs-Monats-Frist demnächst erreicht oder bereits überschritten hat. Zudem sollen Menschen, die mit dem Vakzin von Johnson & Johnson geimpft wurden - für diesen Impfstoff wurde nur eine Dosis verwendet -, einen Booster bekommen, und zwar bereits vier Wochen nach der Erstimmunisierung.

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Über weitere Schritte wollten die Gesundheitsminister in einem Treffen in Lindau beraten, das am Donnerstag begann und bis Freitag dauern soll. Bayerns Ressortchef Klaus Holetschek (CSU), der auch Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz ist, sagte zu Beginn des Treffens, man dürfe die Bevölkerung nicht "in einer falschen Sicherheit wiegen". Deutschland befinde sich mitten in der Pandemie. Der Inzidenzwert stieg am Donnerstag laut Robert-Koch-Institut (RKI) auf 154,5. Auch die Zahl der Corona-Patienten auf den Intensivstationen nimmt zu: Nach Angaben der Vereinigung der Intensivmediziner (Divi) beträgt sie nun 2325 - das sind 105 Intensivpatienten mehr als am Tag zuvor.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung gewann die Debatte um eine Impfpflicht für Pflegepersonal an Schärfe. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) sagte, man habe lange "auf Appelle und Einsicht der Menschen gesetzt". Nun sei der Zeitpunkt gekommen, eine Impfpflicht für Beschäftigte in sensiblen Bereichen zu fordern. Es gebe bereits eine Testpflicht. "Trotzdem werden die Infektionen in die Heime getragen. Testen löst unser Problem nicht." Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sprach sich für eine Impfpflicht aus.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, lehnte eine Impfpflicht als polarisierend ab, auch der Verband Bildung und Erziehung äußerte sich kritisch.

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