Corona-Maßnahmen:Lindner setzt auf Eigenverantwortung beim Infektionsschutz

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"Möglichst viel Eigenverantwortung": Christian Lindner will keine strengeren Corona-Maßnahmen. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Die Forderungen nach strengeren Corona-Schutzmaßnahmen werden lauter. Der FPD-Chef spricht sich dagegen aus. Zugleich klagen die Krankenhäuser in der Sommerwelle über die Belastungen.

Angesichts hoher Infektionszahlen und zunehmender Belastung der Krankenhäuser mehren sich die Forderungen nach weiterreichenden Corona-Schutzmaßnahmen. FDP-Chef Christian Lindner hat dem nun aber eine Absage erteilt. "Es darf in Zukunft nicht mehr flächendeckende, pauschale Freiheitseinschränkungen für alle geben", sagt der Bundesfinanzminister der Funke Mediengruppe. "Wir brauchen gezielte Maßnahmen, die möglichst viel gesellschaftliches Leben garantieren und den Menschen möglichst viel Eigenverantwortung belassen."

Unter anderen hatte etwa der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, an die Politik appelliert, dass das Infektionsschutzgesetz wieder weitreichende Maßnahmen zum Schutz vor Corona ermöglichen solle. "Wer von vornherein Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen oder Lockdowns kategorisch ausschließt, hat weder den Sinn des Gesetzes verstanden noch den Ernst der Lage begriffen", sagt Montgomery.

Herbst könne eine "extreme Belastungsprobe" werden

Bereits jetzt sind die deutschen Krankenhäuser durch die aktuelle Corona-Sommerwelle stark unter Druck. "Die Belastung steigt stetig, der deutliche Mehraufwand durch die Pflicht zur Isolation nimmt zu", sagte Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft. In deutschen Krankenhäusern gibt es derzeit doppelt so viele Corona-Patienten wie im vergangenen Sommer. Zwar sei der Anteil der Intensivpatienten deutlich niedriger, die absolute Patientenzahl aber "doppelt so hoch wie zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres", sagte Gaß den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Die Zahlen verdeutlichen, dass der Herbst für die Kliniken erneut eine extreme Belastungsprobe werden kann."

Zwischen dem Gesundheits- und Justizministerium laufen derzeit Gespräche über die Corona-Maßnahmen, die künftig im Kampf gegen die Pandemie möglich sein sollen. Im September läuft die Rechtsgrundlage für die inzwischen stark eingeschränkten Regeln aus. Zugleich wird in der kälteren Jahreszeit ein neuerlicher Anstieg der Infektionszahlen befürchtet.

Die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Samstag bei 709,7 und ist damit im Vergleich zum Vortag (729,3) gesunken. Das RKI meldet 116 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Corona-Virus. Allerdings liefern diese Angaben nur ein sehr unvollständiges Bild der Infektionszahlen. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus - vor allem, weil bei Weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zur Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

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