Pandemie:"Zunächst nicht bedrohlich"

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Wird im Herbst wieder die Maskenpflicht gelten? Die Regierung bereitet sich auf mögliche Szenarien vor. (Foto: Zacharie Scheurer/dpa)

Die Corona-Zahlen in Deutschland steigen wieder, doch der Virologe Christian Drosten gibt vorerst Entwarnung. Die Regierung will rasch mit den Vorbereitungen für den Herbst beginnen.

Nach den Vorschlägen des Corona-Expertenrats vom Mittwoch will die Politik nun rasch mit den Vorbereitungen für den Herbst beginnen. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt sagte der Zeit: "Wir sollten noch vor der Sommerpause eine Verständigung über die Ziele beschließen." FDP-Vize Wolfgang Kubicki forderte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf, die Kliniken für mögliche Herausforderungen im Herbst rechtzeitig vorzubereiten. Der Corona-Expertenrat habe dem Minister "eine Fülle an Aufgaben" gegeben, sagte Kubicki dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Die Expertinnen und Experten hatten am Vortag drei mögliche Szenarien für Herbst und Winter skizziert und eine ausreichende gesetzliche Basis für schnelle Reaktionen gefordert. Wie genau sich die Infektionslage bis dahin entwickeln wird, sei schwer abzuschätzen, wie der Epidemiologe Hajo Zeeb mitteilte. Seit einigen Tagen steigt die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wieder, am Donnerstag lag sie bei 276,9.

Angesichts der sich ausbreitenden Omikron-Subvariante BA.5 erwarten Fachleute, dass das Coronavirus sich diesmal im Sommer nicht zurückziehen wird. Laut RKI-Wochenbericht vom Donnerstagabend zeigten die Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5 das stärkste Wachstum. "Aller Voraussicht nach werden sich diese beiden Sublinien stärker verbreiten, so dass es auch insgesamt zu einem Anstieg der Infektionszahlen und einem erneut verstärkten Infektionsdruck auf vulnerable Personengruppen schon im Sommer kommen kann", heißt es. "Wir erleben dieses Jahr keinen infektionsfreien Sommer, was aber zunächst nicht bedrohlich ist", teilte der Leiter der Charité-Virologie, Christian Drosten, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Im Herbst und Winter werde es wohl eine lange Infektionswelle geben. Auch Ärztepräsident Klaus Reinhardt rief das Bundesgesundheitsministerium auf, jetzt Vorkehrungen mit den Ländern abzustimmen. In der Vergangenheit habe das Hin und Her zwischen den Beteiligten das Vertrauen der Bevölkerung in das Pandemiemanagement erheblich erschüttert, kritisierte Reinhardt.

Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) betonte, es sei von "zentraler Bedeutung, dass die Länder alle notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen schnell, effektiv und rechtssicher treffen können". Dies sei nötig noch vor der Sommerpause, "damit genügend Vorbereitungszeit für Länder, Kommunen, Arztpraxen, Krankenhäuser und Alten- und Pflegeheime bleibt".

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