Die Sonne ist noch nicht ganz aufgegangen, als der Bus auf einer Kreuzung am Rande Pekings hält. Sofort stürzen Männer und Frauen heran, drängen sich um das Fahrzeug. Seine Ankunft bringt, worauf die vielen Arbeiter hier warten: die Hoffnung auf einen Job, und damit etwas Geld, wenn auch nur für einen Tag. Einer der Männer in der Menge ist ein junger Mann namens Kong, 24 Jahre alt, der aus Angst vor den Behörden nur seinen - sehr verbreiteten - Nachnamen nennt. Auf seine Jacke sind weiße Farbkleckse gesprenkelt, im Rucksack trägt er seinen Spachtel und eine Kelle. Er arbeitet gerne auf dem Bau, doch heute sieht es nicht gut aus. Auch wegen "der Treffen", die gerade in Peking stattfinden, wie er sagt. Gemeint ist der Nationale Volkskongress, der seit Sonntag in der chinesischen Hauptstadt tagt, und bereits seit Samstag dessen Beratungsgremium.
China:"Ich werde arbeiten, bis ich tot umfalle"
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Hohe Arbeitslosigkeit, stagnierende Gehälter, wachsende Ungleichheit - das ist die Realität in China nach drei Corona-Jahren. Doch auf dem Volkskongress spricht die Parteiführung von Erfolgen.
Von Florian Müller und Lea Sahay, Peking

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