Bundeswehr:Neues Führungskommando für Heimatschutz aufgestellt

Bundeswehr: Befehlshaber des neuen Territorialen Führungskommandos ist der als Corona-Krisenlenker bekannte Generalleutnant Carsten Breuer.

Befehlshaber des neuen Territorialen Führungskommandos ist der als Corona-Krisenlenker bekannte Generalleutnant Carsten Breuer.

(Foto: Annette Riedl/DPA)

Für Auslandseinsätze hat die Bundeswehr schon länger ein Führungskommando. Nun bekommt sie auch eines für Aufgaben im Inland.

Von Mike Szymanski, Berlin

Der Umbau der Bundeswehr zur Stärkung der Landes- und Bündnisverteidigung nimmt Konturen an. Im Beisein von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) ist am Montag in Berlin ein neues territoriales Führungskommando aufgestellt worden, das die Aufgaben innerhalb Deutschlands bündelt, die bisher über die Bundeswehr verteilt waren. Dazu gehören etwa der Heimatschutz, die Katastrophenhilfe und die logistische Unterstützung bei Truppenverlegungen. Die Kommandozentrale wird rund um die Uhr in Betrieb sein und Lagebilder erstellen.

Das neue Kommando mit Sitz in der Berliner Julius-Leber-Kaserne fungiert als Pendant zum Einsatzführungskommando bei Potsdam, das die Auslandseinsätze der Bundeswehr steuert. Es werde die Führung grundsätzlich aller Bundeswehraktivitäten im Heimatschutz, sprich auf deutschem Territorium, übernehmen, erklärte das Verteidigungsministerium. "Das stärkt die Resilienz Deutschlands bei Krisen, Katastrophen und anderen sicherheitsrelevanten Ereignissen sowie im Verteidigungsfall."

Den Befehl über das Kommando der Bundeswehr für das Inland hat Generalleutnant Carsten Breuer, der einige Monate lang den Corona-Krisenstab im Kanzleramt geleitet hatte. Etwa 550 Soldaten und 250 Zivilisten werden ihm zuarbeiten. Der neuen Führungsebene sind unter anderem die 16 Landeskommandos der Bundeswehr und die Schnittstellen der Truppe zur EU und zur Nato unterstellt. Bei Truppenverlegungen durch Europa spielt Deutschland aufgrund seiner geografischen Lage quasi als Drehscheibe für Militärtransporte eine besondere Rolle, es hat sich verpflichtet, alliierte Streitkräfte logistisch zu unterstützen.

Die größte Herausforderung sind hybride Angriffe

Breuer bezeichnete gezielte hybride Angriffe auf Deutschlands Sicherheitsarchitektur als größte Herausforderung. Dabei gehe es um die Gefahr, dass Gegner klassische Militäreinsätze mit wirtschaftlichem Druck und Hackerangriffen auf die Infrastruktur kombinieren, auch Propaganda in den Medien und sozialen Netzwerken könnten eine Rolle spielen. Der "worst case", so Breuer, sei dabei ein Zustand, "bei dem man sagen muss, das ist nicht mehr ganz Frieden, aber es ist auch noch nicht ganz Krieg".

Kanzler Olaf Scholz (SPD) musste seine Teilnahme an der feierlichen Aufstellung des Kommandos wegen einer Corona-Erkrankung kurzfristig absagen. Die Landes- und Bündnisverteidigung hatte er kürzlich vor Kommandeuren der Bundeswehr wieder zu deren Kernauftrag erklärt. "Alles andere leitet sich aus diesem Auftrag ab", sagte Scholz in seiner Grundsatzrede, alle anderen Aufgaben hätten "sich diesem Auftrag unterzuordnen".

Jahrelang hatten Auslandseinsätze wie etwa in Mali oder Afghanistan die Streitkräfteplanung geprägt. Die Landes- und Bündnisverteidigung war dagegen aus dem Fokus geraten und vernachlässigt worden. Das führte so weit, dass auch komplette Führungsstrukturen verloren gingen. Wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine versucht die Bundesregierung jetzt umzusteuern. Ministerin Lambrecht erklärte, die Veränderungen müssten auch in den Strukturen der Bundeswehr ankommen. Für die Modernisierung der Streitkräfte steht ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro zur Verfügung.

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