Der grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele sagte in der Mittwochsausgabe der Mitteldeutschen Zeitung: "Wenn Wulff das gewusst hat, dann hätte das nach dem Parteiengesetz deklariert werden müssen. Denn das ist ja auch der Partei im Wahlkampf zugutegekommen. Es handelt sich also um einen wichtigen Vorgang. Er muss vom Bundestagspräsidenten geprüft werden." Wulffs Behauptung, wonach er von der Finanzierung durch Maschmeyer nichts gewusst habe, ist Ströbele zufolge unglaubhaft.
Präsident in Erklärungsnot: Christian Wulff
(Foto: dapd)Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sieht in der Finanzierungmethode hingegen kein Problem. Es gebe keine Anhaltspunkte für einen Verstoß gegen das Parteiengesetz, teilte ein Sprecher Lammerts der Mitteldeutschen Zeitung mit.
Die Anwälte von Christian Wulff wiesen inzwischen Vorwürfe gegen den Bundespräsidenten wegen seines kostenlosen Urlaubsaufenthalts bei dem Versicherungsmanager Wolf-Dieter Baumgartl zurück. Sie versicherten, dass Wulff im Umgang mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Hannoveraner Versicherungskonzerns Talanx Dienstliches und Privates "immer klar getrennt" habe, berichtete der Stern.
Aus dem schwarz-gelben Regierungslager erhielt der Präsident inzwischen weitere Rückendeckung. Die CSU-Landesgruppenvorsitzende Gerda Hasselfeldt forderte aus Respekt vor dem Amt ein sofortiges Ende der Debatte. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) sagte in der Rheinischen Post: "Er hat alles offengelegt und für Tranzparenz gesorgt. Das ist das Wichtigste."
Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sagte der Berliner Zeitung, er habe weiterhin "volles Vertrauen zu diesem Bundespräsidenten". Die Debatte um den privaten Kredit für den Hauskauf sei legitim, er werde sich daran aber nicht beteiligen. "Christian Wulff übt sein Amt hervorragend aus", sagte de Maizière, in der Diskussion "handelt es sich eher um Stilfragen."
Der designierte FDP-Generalsekretär Patrick Döring sagte der Zeitung, er halte die neuen Vorwürfe gegen Wulff im Zusammenhang mit der von einem Unternehmer finanzierten Werbung für ein Buch über Wulff für haltlos. "Nach der jetzigen Faktenlage kann ich nicht sehen, wie die Person von Christian Wulff durch dieses Geschäft des Verlages belastet sein könnte", sagte Döring. "Nur weil jemand 'Feuer' ruft, heißt das nicht, dass es wirklich brennt."
Vollständige Aufklärung verlangte hingegen Bayerns SPD-Chef Florian Pronold. "Die Wahrheit kommt nur scheibchenweise ans Licht", sagte er der Passauer Neuen Presse.
Noch weiter geht der Kölner Kardinal Joachim Meisner: Er legte Wulff indirekt den Rücktritt nahe. Im WDR-Fernsehen sagte Meisner am Dienstagabend, wenn er selbst in einer vergleichbaren Lage wäre, "dann müsste ich meinen Hirtenstab abgeben, dann müsste ich resignieren". An Wulffs Stelle würde er nun erklären: "Ich bin ein armer Sünder, habe versagt." Der erzkonservative Geistliche fügte jedoch hinzu, er könne nicht beurteilen, ob die Vorwürfe gegen Wulff stimmen.