Mainz:Facebook-Kommentare haben Einfluss auf Steinmeiers Laune

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Mainz (dpa/lrs) - Hass-Kommentare in sozialen Medien schlagen sich auf das Gemüt von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nieder. "Sie haben Einfluss auf meine Laune. Obwohl meine Frau mir das immer verbietet, lese ich dann doch abends gelegentlich Facebook-Kommentare", sagte Steinmeier am Dienstag in einer Diskussion mit Publizistik-Studenten an der Universität Mainz.

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Mainz (dpa/lrs) - Hass-Kommentare in sozialen Medien schlagen sich auf das Gemüt von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nieder. „Sie haben Einfluss auf meine Laune. Obwohl meine Frau mir das immer verbietet, lese ich dann doch abends gelegentlich Facebook-Kommentare“, sagte Steinmeier am Dienstag in einer Diskussion mit Publizistik-Studenten an der Universität Mainz.

Am Nachmittag zog er in Flammersfeld im Westerwald eine positive Zwischenbilanz seines Rheinland-Pfalz-Besuchs am Montag und Dienstag. Dabei hob er die für die Demokratie so symbolhaften Besuchsstätten Hambacher Schloss in der Pfalz und die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt als ehemalige Mainzer Republik hervor. Rheinland-Pfalz war ein Jahr nach seinem Amtsbeginn Steinmeiers 16. und damit letzter Antrittsbesuch in den Bundesländern.

An der Uni Mainz hatte das Staatsoberhaupt weiter gesagt, einige Kommentatoren schrieben, dass er sich aufhängen solle. „Ich habe in einem Fall mal Strafantrag gestellt, weil jemand aktiv aufgefordert hat, mich zu vergasen. Das hatte natürlich keine Konsequenzen. Aber ich finde, manchmal kommt es auch darauf an, die Grenzen zwischen dem Sagbaren und dem Unsäglichen zu ziehen.“

Zunächst sei er der Meinung gewesen, die Social-Media-Auftritte des Bundespräsidenten hätten keine Moderation nötig, sagte Steinmeier. Als die Grenzüberschreitungen aber immer deutlicher geworden seien, hätten Mitarbeiter begonnen, auf die Netiquette hinzuweisen und Fakten in die Diskussion einzubringen. „Es ganz einfach nur laufenzulassen finde ich falsch, weil es dazu führt, dass andere vernünftige Leute sich nicht melden, die eigentlich zur Korrektur zur Verfügung stehen.“

Steinmeiers Frau Elke Büdenbender ergänzte, das Problem sei nicht mangelnde Bildung. „Es ist das völlig losgelassen sein, die Vorstellung, in der Anonymität des Netzes ist alles erlaubt, was aus der tiefsten Ursuppe hervorquillt.“ Um unter anderem den Einfluss der digitalen Medien auf die politische Kommunikation besser zu verstehen, haben Steinmeier und Büdenbender eine Veranstaltungsreihe zur Zukunft der Kommunikation ins Leben gerufen.

In Flammersfeld besuchte Steinmeier zehn Tage vor dem 200. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen das Fachwerkhaus, wo der Gründervater der Genossenschaften als Bürgermeister gewirkt hatte. Der am 30. März 1818 im nahen Hamm an der Sieg geborene Sozialreformer hatte im Westerwald mehrere Vereinigungen zur gegenseitigen Hilfe der vielerorts armen Landbevölkerung gegründet.

Steinmeier ist Schirmherr des Raiffeisen-Jubiläumsjahres. Bei Sonnenschein pflanzten unter anderem er und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) im Garten des Raiffeisenhauses in Flammersfeld einen Apfelbaum als Symbol der Nachhaltigkeit. Steinmeier sagte: „Ich komme selbst aus einer ländlichen Region.“ Er wisse daher, wie sehr Genossenschaften Bauern helfen könnten - aber auch ganz anderen Berufsgruppen. Das ist eine großartige Idee.

Ein Mann rief über den Gartenzaun: „Herr Steinmeier, weitermachen! Lesen Sie den Parteien die Leviten!“ Ein anderer Zuschauer sagte beim Abschied vom Staatsoberhaupt: „Das hat sich doch gelohnt. Das hat man nur einmal im Leben.“

Steinmeiers letzte Stationen im rheinland-pfälzischen Westerwald waren am Dienstag laut Programm der Automobilzulieferer Thomas Magnete in Herdorf und ein abendlicher Bürgerempfang in Wissen.

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