Bürgerkrieg:EU wirft Russland militärische Eskalation in Syrien vor

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Jetzt Teil eines Militärbündnisses: Eine Kämpferin der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) vor einem Graffito im nordsyrischen Al-Hasakeh (Hesîçe), 2. August 2015. (Foto: AFP)
  • Die EU-Außenminister werfen Russland eine militärische Eskalation des Syrien-Konflikts vor.
  • Russland hatte vor fast zwei Wochen in Syrien mit Luftangriffen begonnen. Zweifelhaft ist, wem diese gelten.
  • Ein neues Militärbündnis syrischer Gruppen will den Kampf gegen die Terrormiliz des selbsternannten Islamischen Staats aufnehmen.
  • Es handelt sich um einen Zusammenschluss kurdischer, arabischer und christlicher Einheiten.
  • Die USA unterstützen die Allianz möglicherweise auch mit Waffen.

Mit "tiefer Besorgnis"

Die Europäische Union fordert von Russland ein sofortiges Ende der Luftschläge gegen die moderate Opposition in Syrien. "Die jüngsten militärischen Angriffe, die nicht auf den Islamischen Staat und andere Terrorgruppen zielen, geben Anlass zu tiefer Besorgnis und müssen sofort eingestellt werden", heißt es in einer Erklärung der EU-Außenminister.

"Diese militärische Eskalation birgt das Risiko einer Verlängerung des Konflikts", warnen die EU-Staaten. Zudem behindere sie die politischen Bemühungen zur Lösung des Konflikts. Folge könne eine weitere Zuspitzung der humanitären Krise und eine weitere Radikalisierung von Konfliktparteien sein.

Russland hatte vor fast zwei Wochen in Syrien mit Luftangriffen begonnen. Dem Kreml zufolge sollen sie den IS zurückdrängen. Die Mehrheit der Angriffe richtet sich westlichen Regierungen und Aktivsten zufolge jedoch vor allem gegen Kräfte, die mit den Extremisten verfeindet sind. Moskau unterstützt damit eine Offensive des Regimes gegen ein Bündnis moderater und radikaler Rebellen. Am Montag gewann das Regime im Kampf gegen Rebellen weiteres Gelände.

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Neues syrisches Militärbündnis gegen IS-Terrormiliz

Mehrere vom Westen unterstützte syrische Milizen haben sich zu einem Militärbündnis gegen die IS-Terrormiliz zusammengeschlossen. Das teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die Allianz wird demnach von dem Bündnis westlicher und sunnitisch-arabischer Staaten unterstützt, das unter Führung der USA seit mehr als einem Jahr IS-Ziele in Syrien aus der Luft angreift.

Ziel des Zusammenschlusses sei es, die nordsyrische Stadt Al-Rakka aus den Händen der Extremisten zu befreien. Sie gilt als heimliche Hauptstadt des IS in Syrien.

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Kurdische, arabische und christliche Gruppierungen

Zu der Allianz namens "Demokratische Kräfte Syriens" gehören unter anderem Teile der moderaten Freien Syrischen Armee (FSA). Unter den arabischen Gruppierungen, die sich dem Verbund angeschlossen haben, ist Jaysh al-Thuwwar (Armee der Rebellen). Auch eine assyrisch-christliche Gruppe ist dabei. Die stärkste Kraft des neuen Bündnisses sind jedoch die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG). Die Milizen hatten in den vergangenen Monaten bereits größere Gebiete von der Terrormiliz zurückerobert. Unter anderem vertrieben sie den IS aus der Grenzstadt Kobanê.

Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert aus einer Erklärung der YPG: "Die heikle Phase, die unser Land Syrien durchmacht und die rapiden Entwicklungen an der militärischen und politischen Front machen es nötig, dass es eine vereinte national militärische Kraft gibt für alle Syrer, in der Kurden, Araber, syrischsprachige und andere Gruppen verbunden sind."

Der Zusammenschluss ist das Ergebnis einer neuen Syrienpolitik der USA. US-Medien hatten berichtet, Washington wolle im Nordosten Syriens eine Truppe von mehr als 20 000 Kurden und bis zu 5000 Arabern fördern. Die Milizen sollten auch mit Waffen ausgerüstet werden. Zuvor war ein Programm der US-Regierung zum Aufbau einer arabischen Streitmacht gegen die syrische Regierung unter Präsident Baschar al-Assad gescheitert und Russland hatte offen auf Seiten Assads in den Krieg eingegriffen.

© SZ.de/dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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