Möglicher Rücktritt der Premierministerin:Diese Politiker könnten May nachfolgen

Theresa May zeigt sich bereit, zurückzutreten - sollte sie doch noch eine Mehrheit für ihren umstrittenen Brexit-Deal bekommen. Ein Überblick, wer ihren Posten übernehmen könnte.

Von Barbara Galaktionow

Boris Johnson

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(Foto: dpa)

Theresa May zeigt sich bereit, zurückzutreten - sollte sie doch noch eine Mehrheit für ihren umstrittenen Brexit-Deal bekommen. Doch wer könnte dann Tory-Chef und Premierminister werden? In Großbritannien werden eine ganze Reihe möglicher Kandidaten genannt. Im Kampf um den EU-Austritt des Vereinigten Königreichs stand der frühere Londoner Bürgermeister Boris Johnson vor dem Referendum 2016 an vorderster Front. Doch als es darum ging, dem damaligen Tory-Chef und Premier David Cameron nachzufolgen und den Brexit tatsächlich umzusetzen, kniff Polit-Raubein Johnson. Stattdessen machte er Theresa May als Abgeordneter und zwischenzeitlich auch als Außenminister das Leben schwer. Nachdem er den von ihr ausgehandelten EU-Austrittsplan monatelang bekämpfte, zeigt er sich nun bereit, ihm doch zuzustimmen - wenn May geht. Am Mittwoch lag ein Lächeln auf seinem Gesicht.

David Lidington

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(Foto: dpa)

Er gilt als rechte Hand von Premierministerin May: der Vizechef der Konservativen Partei und Minister des Kabinettsbüros, David Lidington. Britischen Medienberichten zufolge gibt es Überlegungen, dass er das Amt des Regierungschefs zumindest kommissarisch übernehmen könnte. Denn Lidington gilt als Mann ohne Feinde im Unterhaus. Was dagegen spricht: Der 62-Jährige ist eigentlich ein überzeugter Remainer. Für das von May ausgehandelte EU-Austrittsabkommen setzte er sich dennoch ein - als beste Kompromisslösung. Er zeigte sich der Premierministerin gegenüber stets loyal. Erst vergangene Woche betonte er, dass er kein Bedürfnis habe, ihren Job zu übernehmen. May leiste "fantastische" Arbeit.

Sajid Javid

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(Foto: Getty Images)

In den Reihen der britischen Upper-class-Politiker fällt Sajid Javid durch seine Aufstiegsbiografie auf. Der Sohn pakistanischer Einwanderer war der erste in seiner Familie, der studierte und eine Karriere als Banker hinlegte, bevor er in die Politik ging. Als Innenminister ist er zudem der erste Angehörige einer Minderheit auf einem der vier Spitzenposten der Regierung. In der Konservativen Partei wirbt der 49-Jährige Medienberichten zufolge relativ offen um Unterstützer für eine mögliche Kandidatur als Partei- und Regierungschef. Sajid war usrprünglich ein Remainer, hat sich aber aus dem Brexit-Streit eher herausgehalten.

Michael Gove

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(Foto: REUTERS)

Neben Boris Johnson war der jetzige Umweltminister Michael Gove einer der prominentesten Verfechter eines EU-Austritts in den Reihen der Konservativen. Sein Ansehen in der Partei litt allerdings, als er Johnson in der Frage der Cameron-Nachfolge unerwartet die Unterstützung entzog - und selbst als Kandidat antrat. Nun könnte Gove sich womöglich zum zweiten Mal um den Posten bewerben. Der Daily Mail zufolge gilt er als Konsenskandidat, den unterschiedlichste Lager unterstützen könnten. Als Mitglied der Regierung zeigte sich Gove gegenüber May loyal. Auf die Frage, ob er sich als möglicher Nachfolger sehe, sagte Gove, dem Journalisten gerne mal bei seiner Joggingrunde auflauern, noch zuletzt: "Ich denke, jetzt ist nicht die Zeit, den Kapitän des Schiffs auszutauschen."

Amber Rudd

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(Foto: REUTERS)

Die einzige Frau, die derzeit als mögliche May-Nachfolgerin gehandelt wird, ist die 55-jährige Amber Rudd. Sie gilt als kompetent und gut vernetzt. Allerdings werden die Chancen der früheren Innenministerin, die 2018 über einen Skandal um Einwanderer aus der Karibik stürzte, nur wenige Monate später aber als Arbeitsministerin ins Kabinett zurückkehrte, eher gering eingeschätzt. Der Grund: Rudd positionierte sich vor dem Referendum als klare Brexit-Gegnerin. Als Teil der May-Regierung unterstützte sie dann zwar den Austritts-Deal der Premierministerin. Doch machte sie sich vehement gegen ein No-Deal-Szenario stark, was bei vielen in ihrer Partei nicht gut ankommt.

Jeremy Hunt

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(Foto: dpa)

Als Boris Johnson vergangenen Sommer das Handtuch als Außenminister warf, folgte ihm Jeremy Hunt auf den Posten. Zuvor war der heute 52-Jährige Gesundheitsminister, und zwar - wie britische Medien immer wieder betonen - so lange wie keiner vor ihm. Hunt gilt als klassischer Konservativer. Während er vor dem Brexit-Referendum für einen Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU war, entwickelte er sich mittlerweile zum überzeugten Leaver.

Matt Hancock

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(Foto: dpa)

Der Gesundheitsminister gewinnt britischen Medien zufolge derzeit schnell an Popularität. Denn während andere Kabinettsmitglieder sich in Brexit-Querelen verstrickten, soll der erst 40 Jahre alte Hancock vor allem seinen Job als Minister gemacht haben. Hancock hat sich stets loyal gegenüber seiner Chefin Theresa May verhalten. Ihm werden Außenseiter-Chancen eingeräumt.

Dominic Raab

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(Foto: AFP)

Der 45 Jahre alte Jurist gilt als Brexit-Purist. Er hat sich stets für eine harte Linie beim EU-Austritt ausgesprochen und scheut offenbar auch einen ungeordneten Austritt nicht. Sein Amt als Brexit-Minister gab er vergangenen Herbst nach nur wenigen Monaten ab, aus Protest gegen Mays seiner Ansicht nach zu weichen Kurs gegenüber der EU. Raab versucht sich britischen Medien zufolge derzeit offenbar mit einer Social-Media-Kampagne für die May-Nachfolge in Stellung zu bringen, prescht aber ansonsten noch nicht sehr hervor. Seine Strategie scheine zu sein, so wenige Fehler wie möglich zu machen, schreibt der britische Guardian über ihn.

Jacob Rees-Mogg

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(Foto: AFP)

Chancen auf die May-Nachfolge werden häufig auch dem 49-jährigen Jacob Rees-Mogg eingeräumt. Eigentlich ist der Erzkonservative nur ein Backbencher, ein Hinterbänkler im Unterhaus. Doch als Chef der European Research Group, des Bündnisses der EU-Gegner der Konservativen, ist er als einer der radikalsten Brexiteers bekannt geworden. Manche Tories sähen ihn daher gern im Amt des Premierministers. Allerdings soll Rees-Mogg selbst stets betont haben, dass er den Posten gar nicht anstrebe.

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