Brexit:Nordirland drohen wieder Neuwahlen

Lesezeit: 2 min

  • Heute läuft die Frist für die Regierungsbildung in Nordirland ab, doch die irisch-republikanische Sinn Féin hat die Gespräche bereits für gescheitert erklärt.
  • Damit steht Nordirland vor den zweiten Neuwahlen binnen weniger Monate.
  • Die Hängepartie in Belfast ist ein Problem für die britische Premierministerin Theresa May, weil eine der kniffligsten Fragen im Zuge des Brexits die Zukunft der Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland ist.

Was gerade in der nordirischen Hauptstadt Belfast vor sich geht, kann der britischen Premierministerin Theresa May nicht gefallen. Am Sonntag, einen Tag vor Ablauf der Frist für die Regierungsbildung in Nordirland, hat die unter katholischen Nordiren starke irisch-republikanische Sinn-Féin-Partei die Gespräche abgebrochen. Die Schuld dafür gab sie dem ehemaligen Koalitionspartner, der protestantisch-unionistischen DUP (Democratic Unionist Party), und der britischen Regierung.

Nordirland drohen damit zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate Neuwahlen. "Der Gesprächsprozess ist am Ende", teilte die nordirische Sinn-Féin-Chefin Michelle O'Neill am Sonntag auf der Parteiwebseite mit. Sinn Féin werde vor Ablauf der Frist am Montag um 17 Uhr niemanden für die Posten der Parlamentssprecher oder Minister nominieren.

DUP-Chefin Arlene Foster gab den Schwarzen Peter zurück. "Bislang gab es wenig Anzeichen, dass Sinn Féin an einem Abkommen interessiert ist", sagte sie. Der irische Außenminister Charles Flanagan rief beide Seiten auf, vor Ablauf der Frist an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Mit dem anstehenden Beginn der Brexit-Verhandlungen befände sich Nordirland in einer entscheidenden Phase.

Eine der kniffligsten Fragen beim Brexit ist die Grenze zwischen Nordirland und Irland

Dem Karfreitagsabkommen von 1998 und anderen Abmachungen zufolge müssen die jeweils stärksten Parteien aus beiden konfessionellen Lagern eine Regierungskoalition bilden. Die bisherige Koalition zwischen Sinn Féin und der DUP zerbrach im Januar im Streit über ein Förderprogramm für erneuerbare Energien. Aus den darauf folgenden Wahlen am 2. März war Sinn Féin gestärkt hervorgegangen und konnte bis auf einen Parlamentssitz zur DUP aufschließen.

Sollten sich Sinn Féin und DUP nicht doch noch bis zum Ablauf der Frist auf eine Regierungskoalition einigen, drohen Neuwahlen. Medien spekulierten auch, dass London die Kompetenzen der Regionalregierung vorübergehend an sich ziehen könnte.

Für die britische Regierung von Premierministerin May ist die Hängepartie in Nordirland eine Last, die sie nur ungern in die Brexit-Verhandlungen mitnehmen will. Am kommenden Mittwoch will May den geplanten EU-Austritt offiziell machen. Dann beginnen die zweijährigen Austrittsverhandlungen.

Eine der kniffligsten Fragen um den Brexit wird die Zukunft der inneririschen Grenze sein. Da Großbritannien den Europäischen Binnenmarkt und die Zollunion verlassen will, würden Grenzkontrollen zwischen dem britischen Landesteil Nordirland und dem EU-Mitglied Republik Irland fast unvermeidbar. Doch das wäre ein herber Rückschlag für den Friedensprozess, der dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg in Nordirland ein Ende gesetzt hat. Eine Lösung dafür zu finden, scheint ohne funktionierende Regierung in Belfast schwierig.

© SZ.de/dpa/bepe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Martin McGuiness
:Vom IRA-Terroristen zum Friedensstifter

Der frühere Vizeregierungschef spielte eine entscheidende Rolle im Friedensprozess in Nordirland. Nun ist Martin McGuiness im Alter von 66 Jahren gestorben.

Von Christian Zaschke, London

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: