Bombenanschläge in Reyhanli:Türkische Polizei nimmt neun Verdächtige fest

Lesezeit: 2 min

Zerstörte Autos, Stromausfall, Dutzende Tote: Der Bombenanschlag in der türkischen Stadt Reyhanli war das verheerendste Attentat in der Türkei seit Jahren.  (Foto: REUTERS)

Zwei Bomben explodierten in der türkischen Stadt Reyhanli, 46 Menschen starben. Nun hat die türkische Polizei neun Verdächtige in Gewahrsam genommen. Die Beschuldigten sollen die Tat bereits teilweise gestanden haben. Ankara vermutet Syrien hinter den Anschlägen und droht indirekt mit Vergeltung.

Im Zusammenhang mit den Anschlägen in dem türkischen Grenzort Reyhanli sind nach Angaben der Regierung in Ankara neun Verdächtige festgenommen worden.

Alle seien türkische Staatsbürger, zitierten türkische Medien den Vizeregierungschef Besir Atalay. Nach seinen Angaben haben die Beschuldigten die Tat teilweise gestanden.

Innenminister Muammer Güler sagte, unter den Festgenommenen sei auch der Planer des Angriffs. Die Täter seien an der Erkundung des Anschlagsorts und der Beschaffung der Fahrzeuge beteiligt gewesen. Nach weiteren Verdächtigen werde noch gesucht. Die Tat sei von Gruppen verübt worden, die in engem Kontakt stünden zu dem Regime in Damaskus und zum syrischen Geheimdienst, hieß es.

Der türkische Innenminister Muammer Güler hatte am Samstag, dem Tag der Anschläge, gesagt, die Drahtzieher der Anschläge hätten Verbindungen zur syrischen Führung. Damaskus wies dies am Sonntag zurück.

Zwei mit Sprengstoff präparierte Fahrzeuge waren am Samstag vor dem Rathaus und dem Postgebäude von Reyhanli explodiert. Dabei wurden mindestens 46 Menschen getötet.

Außenminister Ahmet Davutoglu sieht in der Tat eine gezielt gegen sein Land gerichtete Provokation - und spricht indirekte Warnungen an das syrische Assad-Regime aus. So behält sich die Türkei nach dem Anschlag in der Stadt Reyhanli an der syrisch-türkischen Grenze das Recht auf eine Reaktion nach ihrem Ermessen vor.

Davutoglu, der sich momentan in Berlin aufhält, sagte, er werde die Angelegenheit mit Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan besprechen. Er sehe jedoch keine Notwendigkeit für ein Krisentreffen der Nato. Die Türkei habe das Recht auf "Maßnahmen jeder Art". Außerdem wurde Davutoglu von türkischen Medien mit den Worten zitiert, hinter der Tat könnten Kräfte stecken, die den Frieden in der Türkei stören wollten. "Niemand sollte unsere Macht testen. Unsere Sicherheitskräfte werden alle nötigen Maßnahmen ergreifen", sagte Davutoglu.

"Unsere Werte erlauben uns so etwas nicht"

Damaskus dementiert die Vorwürfe: Ein syrischer Minister hat jegliche Verantwortung der Führung in Syrien für die Anschläge in dem türkischen Grenzort zurückgewiesen. Syrien habe diese Tat "nicht begangen und würde sie auch niemals begehen", sagte der Informationsminister Omran al-Sohbi auf einer im Staatsfernsehen übertragenen Pressekonferenz. "Unsere Werte erlauben uns so etwas nicht."

International wurden die Anschläge verurteilt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte nach Angaben eines Sprechers, er verurteile "alle terroristischen Taten". "Kein Grund oder Missstand kann jemals Angriffe auf Zivilisten rechtfertigen." US-Außenminister John Kerry sprach in Washington von "schrecklichen Nachrichten". Die USA stünden an der Seite "unseres Verbündeten Türkei".

Reyhanli liegt nicht weit entfernt vom Grenzübergang Cilvegözü, über den viele Flüchtlinge aus Syrien in die Türkei kommen. Die Türkei hat mehr als 300.000 Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen.

Erst im Februar hatte es in dem Grenzort einen schweren Anschlag gegeben. Damals waren bei der Explosion einer Autobombe zwölf Menschen getötet und rund 30 verletzt worden. In der Türkei sind in den vergangenen Monaten zudem immer wieder Granaten aus Syrien eingeschlagen. Die türkische Armee reagierte mehrfach mit Artilleriefeuer.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/AFP/fzg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: