Bettencourt-Affäre in Frankreich:Ermittler durchsuchen Sarkozys Haus

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Es geht um illegale Wahlkampffinanzierung durch die L'Oréal-Milliardärin Liliane Bettencourt: Französische Ermittler haben das Privathaus und das Büro des ehemaligen französischen Staatsoberhaupts Nicolas Sarkozy durchsucht. Denn mit dem Verlust der Präsidentschaft verlor dieser auch seine Immunität.

In der Affäre um den Vorwurf der illegalen Wahlkampffinanzierung durch die L'Oréal-Milliardärin Liliane Bettencourt haben rund zehn Finanzfahnder und der zuständige Untersuchungsrichter das Privathaus und das Büro des ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy durchsucht. Das melden die Nachrichtenagenturen AFP und AP sowie die französische Zeitung Le Monde in ihrer Online-Ausgabe unter Berufung auf Behördenangaben.

Mit der Präsidentschaft hat Nicolas Sarkozy auch seine Immunität verloren: Ermittler durchsuchten Privathaus und Büro des früheren französischen Staatsoberhaupts. (Foto: AFP)

Nach Informationen des Nachrichtenportals France Info soll auch das Büro des Anwalts von Sarkozy durchsucht worden sein. Sarkozy hat mit seinem Ausscheiden aus dem Amt des Präsidenten seine Immunität verloren, was den Weg für polizeiliche Ermittlungen frei gemacht hat. Er unterlag bei der Präsidentenwahl im Mai seinem Herausforderer François Hollande.

Es besteht der Verdacht, Sarkozy habe für seine Wahlkampagne 2007 Geld von Liliane Bettencourt erhalten, der reichsten Frau Frankreichs. Claire Thibout, die frühere Buchhalterin der Multimilliardärin, sagte aus, es seien Barbeträge in Sarkozys Wahlkampfkasse geflossen.

Unter anderem geht es um zwei Bar-Abhebungen von Bettencourts Konten in Höhe von je 400.000 Euro im Februar und April 2007. Beide Abhebungen erfolgten kurz vor mutmaßlichen Treffen mit Vertrauten Sarkozys oder Sarkozy selbst.

Anwalt Sarkozys bestreitet Vorwürfe

Sarkozys Anwalt Thierry Herzog zufolge erfolgten die Durchsuchungen in Abwesenheit von Sarkozy, der am Montag mit seiner Familie nach Kanada geflogen war. Der Anwalt sagte, die Durchsuchungen seien "überflüssig", da dem zuständigen Untersuchungsrichter bereits vor zwei Wochen alle benötigten Unterlagen zur Verfügung gestellt worden seien. Er habe Mitte Juni eine beglaubigte Kopie von Sarkozys Kalender des Jahres 2007 an die Justiz geschickt.

Nach Angaben Herzogs belegt der Kalender, dass es unmöglich "geheime Treffen" mit Bettencourt gegeben haben kann. Der Präsidentschaftskandidat sei 2007 bei praktisch allen Terminen von Polizisten begleitet worden. Er habe am Dienstag erneut die Namen dieser Polizisten an die Justiz geschickt, sagte der Anwalt. Demnach können sie bestätigen, dass es einzig am 24. Februar 2007 ein Treffen mit Bettencourts Mann André gab.

Sarkozy selbst hatte zuvor gesagt, es sei zwar möglich, dass er Bettencourt und ihren inzwischen verstorbenen Mann im Wahlkampf 2007 getroffen habe, doch sehe er darin keinen Grund zum Verdacht.

Gegen seinen Vertrauten Eric Woerth, den langjährigen Schatzmeister der Konservativen, laufen in dem Zusammenhang bereits zwei Ermittlungsverfahren. In Frankreich sind Parteispenden von Privatpersonen nur bis zu einer Höhe von 7500 Euro im Jahr erlaubt.

Bettencourts Wohnsitz im vornehmen Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine wurde bereits im März durchsucht. Die 89-jährige Milliardärin war im Oktober 2011 entmündigt worden. Sie soll dement sein.

© Süddeutsche.de/AFP/dapd/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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