Berlusconi plant Comeback:Der Cavaliere will zurück an die Macht

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Er nannte Italien ein "Scheißland" - jetzt will Silvio Berlusconi einem Zeitungsbericht zufolge erneut für den Posten des Regierungschefs kandidieren. Nicht alle in seiner Partei PDL wollen den Ex-Premier zurück - doch ohne den Gründer droht dem Bündnis der Absturz.

Andrea Bachstein, Rom

Dass Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi heftig Planspiele treibt für seine angeschlagene Partei, war klar. Jetzt hat er entschieden - für sich: Der fast 76- jährige Stehaufmann will selbst noch einmal antreten als Kandidat für den Posten des Regierungschefs. Zumindest berichtet das am Mittwoch die angesehene Zeitung Corriere della Sera.

Da war er noch Premierminister: Silvio Berlusconi lächelt im März 2011 in die Kamera, die seinen Prozess wegen Steuerhinterziehung begleitet. Im November 2011 kündigte er seinen Rücktritt an. (Foto: Getty Images)

Ohne ihn habe seine Partei PDL keine Chance, so hätten Meinungsforscher im Auftrag der PDL ermittelt. Der parteilose Premier Mario Monti hat bekräftigt, dass er nicht erneut zur Verfügung steht, wenn die Italiener spätestens im Frühjahr ein neues Parlament wählen. Berlusconi dagegen überlegt seit Langem, wie er der PDL und damit sich selbst den Zugriff auf die Macht erhalten kann - nicht zuletzt im Interesse seines Medienkonzerns.

Nachdem er in einer depressiven Phase zunächst alles verloren gegeben hatte, versuchte der 75-Jährige zuletzt, Ideen von Komiker Beppe Grillo und seiner Anti-Parteien-Bewegung zu kopieren. Zwar ist die PDL derzeit noch größte Kraft im Parlament, doch bei den Kommunalwahlen im Mai ist sie abgestürzt. Und nach Berlusconis hilflosem Rücktritt in der Euro-Krise hat auch der einstige Koalitionspartner Lega Nord mit der PDL gebrochen.

PDL kann nicht ohne Berlusconi

Vor allem aber bietet die PDL derzeit ein zerrüttetes Bild. Bisher hat sie weder inhaltlich noch personell ein Konzept zuwege gebracht, wer und was sie ohne Berlusconi sein soll. Er war das Programm, er hat bisher bestimmt. Das tut er weiterhin und desavouiert ein ums andere Mal den Parteimanager Angelino Alfano.

Ihn hatte Berlusconi beauftragt, die PDL zu erneuern. Der Kandidat bleibt nun offenbar der alte, dafür soll wohl der Name der Partei wieder einmal geändert werden - und sich dabei an der ersten Berlusconi-Partei Forza Italia orientieren. Laut Corriere haben Meinungsforscher festgestellt, eine PDL ohne ihren Gründervater bekäme gerade einmal zehn Prozent.

Würde Alfano antreten und Berlusconi als Elder Statesman im Hintergrund bleiben, wären 18 Prozent drin. Berlusconi als Spitzenkandidat mit verjüngter Mannschaft könnte die meisten Fans mobilisieren und auf 30 Prozent hoffen. Damit wäre die Partei möglicherweise stärker als die sozialdemokratische PD und sicher stärker als Beppe Grillos sogenannte Fünf-Sterne-Bewegung.

Zerrissene Partei

Mit wem Berlusconi koalieren könnte, ist offen. Angesichts der Schuldenkrise hat er schon laut über eine große Koalition mit der PD spekuliert. Möglich wäre in Italiens instabilem Parteiensystem zudem, dass eine Neugründung auftaucht. Etwa aus bisherigen PDL-Leuten.

Denn die Partei ist nicht nur in der Frage uneins, ob sie weiter Monti stützen soll; die einen fürchten die Strafe des Wählers, weil sie die harten Sparprogramme mitverabschieden. Die anderen das Desaster eines vorzeitigen Sturzes von Monti.

Zerrissen ist die PDL aber auch zwischen denen, die eine endlich von Berlusconi und seinen Skandalen befreite konservative Partei wollen, und jenen, die ohne ihn nicht weiterwissen. Die dürften nun erst mal beruhigt sein - so ziemlich als Einzige in ganz Europa.

© SZ vom 12.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Silvio Berlusconi bezeichnete seine Heimat einst als "Scheißland" und sorgte zuletzt mit einem peinlichen Holocaust-Vergleich für Empörung. Es war nicht das erste Mal, dass der Cavaliere mit peinlichen Sprüchen, seltsamen Ideen oder diplomatischen Patzern Schlagzeilen macht.

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