Berlin und Sachsen-Anhalt:Razzia gegen Kontaktmann von Anis Amri

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Polizisten führen in Berlin eine Razzia gegen mutmaßliche Islamisten durch. (Foto: dpa)
  • Bei einer Razzia gegen mutmaßliche Islamisten wurden in Berlin und Sachsen-Anhalt etliche Datenträger als Beweismaterial beschlagnahmt.
  • Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft ermittelt gegen vier junge Männer, die zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gehören sollen.
  • Mindestens einer der vier Männer soll Kontakt zum Berliner Attentäter Anis Amri gehabt haben.

Bei einer Großrazzia gegen mutmaßliche Islamisten in Berlin und Sachsen-Anhalt sind etliche Datenträger als Beweismittel beschlagnahmt worden. Gegen vier Männer im Alter von 18 bis 21 Jahren werde wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in der terroristischen Vereinigung "Islamischer Staat" (IS) beziehungsweise der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt. Das sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner.

Drei der Männer sollen sich noch im Irak oder in Syrien aufhalten. Zwei von ihnen sollen im November 2016 von Berlin über Istanbul ausgereist sein, wann der dritte Deutschland verließ, ist unklar. Beim vierten Verdächtigen wird angenommen, dass er die anderen zum Flughafen fuhr, ihm wird deshalb Beihilfe zur Ausreise vorgeworfen. Einer der Männer soll sich zudem im Bürgerkriegsgebiet beim IS an Waffen und Sprengstoff ausbilden lassen.

Die Durchsuchung richtete sich einem Bericht der Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland zufolge auch gegen einen Kontaktmann des Weihnachtsmarkt-Attentäters Anis Amri. Das bestätigte der Bundesinnenminister Thomas de Maizière in Potsdam. Mindestens einer der Beschuldigten sei am Tag des Anschlags mit Amri zusammen gewesen, heißt es in dem Bericht. Das gehe aus Ermittlungsakten der Generalbundesanwaltschaft und des Bundeskriminalamtes hervor.

Demnach ging der Verdächtige Walid S. am Nachmittag des 19. Dezember 2016 eine halbe Stunde lang mit Amri im Berliner Stadtteil Wedding spazieren. Im Anschluss suchten sie gemeinsam mit einem weiteren tunesischen Landsmann die Masjid-Al-Ummah-Moschee, einen Imbiss sowie für eine Viertelstunde auch den Alexanderplatz auf. Letzteres rund drei Stunden vor dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz. Walid S. sei zudem anderthalb Stunden nach dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz gesehen worden.

Bei dem Anschlag am 19. Dezember 2016 hatte der Tunesier Amri einen LKW über den Weihnachtsmarkt gesteuert. Zwölf Menschen starben, nahezu 100 weitere wurden verletzt. Es war der bislang schwerste islamistisch motivierte Anschlag in Deutschland. Den Lastwagen hatte Amri zuvor entführt, wobei er dessen Fahrer tötete. Amri wurde wenige Tage später auf der Flucht von italienischen Polizisten erschossen.

© SZ.de/AFP//dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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