Berlin:Auswärtiges Amt kritisiert Angriffe auf Bundestagsabgeordnete aus der Türkei

  • In einem Gespräch mit einem türkischen Botschaftsvertreter sei laut Auswärtigem Amt deutlich gemacht worden, dass die Verbalattacken mit Unverständnis aufgenommen worden seien.
  • Hintergrund ist die Kritik der türkischen Regierung an der Verabschiedung einer Resolution des Bundestags am Völkermord an den Armeniern.
  • Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisierte die Verbalattacken von Präsident Erdoğan.

Das Auswärtige Amt hat die Verbalattacken aus der Türkei gegen deutsche Abgeordnete im Zusammenhang mit der Armenien-Resolution scharf kritisiert. "Heute wurde der türkische Geschäftsträger zu einem Gespräch eingeladen, um über die Ereignisse der letzten Tage und die Reaktionen auf die Armenien-Resolution im Bundestag zu sprechen", hieß es aus dem Außenministerium. In dem Gespräch mit dem Vertreter aus der türkischen Botschaft seien die "traditionell engen und vertrauensvollen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei" herausgestellt worden, hieß es weiter.

Zugleich wurde dem türkischen Geschäftsträger demnach "deutlich gemacht, dass die jüngsten Äußerungen zu deutschen Abgeordneten damit nicht in Einklang zu bringen sind und mit Unverständnis aufgenommen wurden". Hintergrund ist die Kritik der türkischen Regierung an der Verabschiedung einer Resolution des Bundestags am vergangenen Donnerstag, in der die Tötung von bis zu 1,5 Millionen Armeniern sowie Aramäern und Angehörigen weiterer christlicher Minderheiten vor rund hundert Jahren im Osmanischen Reich als Völkermord bezeichnet wird.

Kanzlerin Merkel: Vorwürfe aus Türkei "nicht nachvollziehbar"

Die türkische Regierung lehnt die Bezeichnung der Geschehnisse als Völkermord strikt ab. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte erbost auf die Verabschiedung der Resolution reagiert. Unter anderem warf er den türkeistämmigen Bundestagsabgeordneten, die für die Armenier-Resolution gestimmt hatten, vor, sie seien ein Sprachrohr der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisierte die Verbalattacken Erdoğans. Die Parlamentarier seien "frei gewählte Abgeordnete, ausnahmslos, und die Vorwürfe und die Aussagen, die da jetzt gemacht werden von der türkischen Seite, halte ich für nicht nachvollziehbar", sagte sie.

© SZ.de/AFP/dayk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Nach Armenier-Resolution
:Im Hassgewitter von Präsident Erdoğan

Nach den Attacken des türkischen Präsidenten fühlen sich deutschtürkische Bundestagsabgeordnete bedroht. Jetzt fordern sie Unterstützung von Kanzlerin Merkel.

Von Stefan Braun

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: