Berichte über Millionenspende von Gaddafi:Sarkozy will Anzeige erstatten

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Hat das Gaddafi-Regime den Wahlkampf von Nicolas Sarkozy im Jahr 2007 mit 50 Millionen Euro unterstützt? Der französische Präsident schäumt angesichts der Anschuldigungen eines Onlineportals und will Anzeige gegen das Magazin erstatten. Auch der libysche Ex-Geheimdienstchef Kussa weist die Vorwürfe als "haltlos" zurück.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy will wegen der Gerüchte um angebliche Wahlkampfspenden von Seiten des früheren libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi die Justiz einschalten. "Dieses Dokument ist eine plumpe Fälschung", sagte er am Montagmorgen zu einem Schreiben, das vom Online-Magazin Mediapart als Beweis für illegale Absprachen im Vorfeld des Wahlkampfes 2007 präsentiert worden war. "Wir werden gegen Mediapart Anzeige erstatten", verkündete der Präsident.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy (links) will juristisch gegen das Onlineportal "Mediapart" vorgehen. Das Medium hatte berichtet, Sarkozy sei bei seinem Wahlkampf im Jahr 2007 vom Regime des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi unterstützt worden. Im Bild: Sarkozy begrüßt Gaddafi vor dem Élysée-Palast in Paris (Archivfoto vom 10.12.2007). (Foto: dpa)

Das linksgerichtete Online-Medium hatte am Samstag ein Schreiben in arabischer Sprache veröffentlicht, das angeblich von Gaddafis langjährigem Geheimdienstchef Mussa Kussa unterzeichnet wurde. In diesem wird dem Chef eines libyschen Investitionsfonds bestätigt, dass das Gaddafi-Regime bereit sei, Sarkozys Wahlkampf mit 50 Millionen Euro zu unterstützen. Die Vereinbarung sei mit Sarkozys Vertrautem Brice Hortefeux und dem Unterhändler Ziad Takieddine geschlossen worden, heißt es in dem Dokument.

Sowohl Kussa als auch der Ex-Chef des Investitionsfonds haben mittlerweile allerdings dementiert, das Schreiben je gesehen zu haben. "All diese Geschichten sind gefälscht", sagte der in Katar im Exil lebende Ex-Geheimdienstchef Kussa der Nachrichtenagentur AFP. Es sei offensichtlich, dass der Bericht "haltlos" sei, und es lohne sich nicht, sich damit aufzuhalten. Weitere Angaben wollte Kussa nicht machen.

Bereits am Sonntag hatte Sarkozy in einem Interview mit dem Fernsehsender Canal+ gesagt, es sei schändlich, dass Journalisten es wagten, Gaddafis Sohn und libyschen Geheimdienstlern zu trauen.

Der Sohn des libyschen Machthabers, Saif al-Islam, hatte das Gerücht über illegale Spenden bereits 2011 in die Welt gesetzt. In einem Euronews-Interview nannte er Sarkozy damals "einen Clown", dessen Wahlkampf Libyen finanziert habe. Die libysche Führung werde demnächst Beweise für diese Zahlungen vorlegen, fügte er damals hinzu.

Saif al-Islam Gaddafi sitzt heute im Gefängnis. Ihm soll wegen Mordes und militärischer Gewalt gegen Zivilisten der Prozess gemacht werden. Für Sarkozy sind die Gerüchte eine Belastung im aktuellen Kampf um eine zweite Amtszeit als Präsident. Er muss befürchten, dass sie ihn in der entscheidenden Wahlrunde am kommenden Sonntag Stimmen kosten. Sarkozy wird dort von dem Sozialisten François Hollande herausgefordert. Dieser liegt in Umfragen klar vorn.

© Süddeutsche.de/dpa/afp/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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