Berg und die Wirren im Wahlsystem:Dreifach verloren

Lesezeit: 2 min

Gleich dreimal hat der Sozialdemokrat Axel Berg die Bundestagswahl verloren. Die dritte Niederlage war die bitterste: Berg scheiterte an den SPD-Stimmen in Bremen.

Felix Berth

Der Sozialdemokrat Axel Berg hat die Bundestagswahl gleich dreimal verloren. Und zwar dreimal ziemlich knapp. Einmal in seinem Wahlkreis im Münchner Norden: Hier bekam Berg nur 1551 Stimmen weniger als der CSU-Mann Johannes Singhammer, weshalb er sein Direktmandat abgeben musste. Die zweite Niederlage entstand bei den Zweitstimmen: Hätte Bergs Partei bundesweit 594 Stimmen mehr erhalten, säße Berg ebenfalls wieder im Parlament, denn er ist der nächste, der auf der SPD-Liste bereitsteht.

Die dritte Niederlage ist besonders bitter. Sie entsteht durch Zustimmung für die Sozialdemokraten - es ist einer der absurden Fälle, die das Bundesverfassungsgericht vor einem Jahr moniert hatte: Wegen des deutschen Wahlrechts können Anhänger einer Partei ihr manchmal nicht nützen, sondern ihr sogar schaden. Im Fall von Axel Berg, so haben es die Experten der Internet-Seite Wahlrecht.de berechnet, geschah dies in Bremen. Dort gab es 600 Zweitstimmen zu viel für die Sozialdemokraten. Wären 600 SPD-Wähler zuhause geblieben, bekäme Berg erneut ein Mandat - ohne dass seine Partei woanders einen Sitz verlieren würde.

Seltsames Ergebnis, komplizierte Erklärung

Dieses seltsame Ergebnis hat eine komplizierte Erklärung, die mit Axel Berg fast nichts zu tun hat: Das Bundesland Bremen ist in zwei Wahlkreise aufgeteilt. In beiden holte die SPD diesmal dank der Erststimmen das Direktmandat. Auch gemäß den Bremer Zweitstimmen stehen der SPD zwei Mandate zu. Das Wahlrecht bestimmt für diesen Fall simpel: Zwei Bundestagssitze für die SPD dank Bremer Ergebnis.

Bekäme die SPD dort 600 Zweitstimmen weniger, gäbe es eine kleine Verschiebung. Dann stünde der SPD in Bremen gemäß Zweitstimmen nur noch ein Mandat zu. Weil die Partei aber beide Wahlkreise dank Erststimmen erobert hat, würde sich in Bremen in der Summe nichts ändern. Die SPD bekäme weiterhin zwei Bundestagssitze, von denen dann einer ein sogenanntes Überhangmandat wäre.

Das Gesamtergebnis der SPD wäre dadurch um ein winziges bisschen besser. Aus 146 Mandaten, die der Partei im Bundestag gemäß Zweitstimmen zustehen, werden 146 plus ein Überhangmandat - also 147. Der eine zusätzliche Sitz ginge dorthin, wo ein Kandidat am knappsten am Erfolg dran ist. Es träfe die SPD in Bayern. Es träfe Axel Berg.

Berg nimmt sein Scheitern sportlich: "Man kann auch knapp verlieren", sagt er. Nach Tagen des Zorns und der Trauer versucht er, die guten Seiten des Ergebnisses zu sehen: "Vielleicht bin ich in ein paar Jahren froh darüber. Im Parlament säße ich jetzt in der Opposition, wäre in der Rolle des Meckerers und in einer SPD, die es zerbröselt hat." Er sucht einen neuen Job, kann sich aber auch vorstellen, den alten weiterzumachen. Denn sobald ein SPD-Abgeordneter das Parlament verlässt, rückt Berg nach. "Ich würde weitermachen", sagt er.

© SZ vom 13.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: