US-Präsident Obama in Irland:Guinness im Blut

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In den Adern von Barack Obama soll auch irisches Blut fließen, ein bisschen zumindest. Spuren verweisen auf die Ortschaft Moneygall. In dem verschlafenen Nest wurden vor dem Besuch des US-Präsidenten, der seine Europa-Reise in Irland beginnt, Blumen gepflanzt, Straßen geteert und sogar alle Häuser neu gestrichen. Jetzt muss nur noch Obama alles richtig machen.

Wolfgang Koydl

Was den Schotten das Mac vor dem Nachnamen, das ist den Iren das O mit Apostroph: Sie heißen O'Reilly und O'Neill, O'Leary und O'Donnell. Und unter Umständen auch O'Bama? Der Witz mit dem irisch verfälschten Familiennamen Barack Obamas ist so alt wie die Kandidatur des ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Moneygall erwartet den Besuch von Obama: Vor einem Pub in der irischen Ortschaft demonstriert ein Mann mittels Souvenirschal seine Verbundenheit mit dem US-Präsidenten. (Foto: REUTERS)

Doch nun wird aus dem Spaß unvermittelt Ernst: Zum Auftakt seiner Europa-Reise kommt Obama auf die grüne Insel - auf der Suche nach seinen irischen Wurzeln. Immerhin zu drei Prozent, so wurde errechnet, fließt irisches Blut in den Adern des Präsidenten.

Diese irischen Wurzeln liegen im Weiler Moneygall inmitten der lieblichen Hügellandschaft der Grafschaft Offaly, etwa auf halbem Weg zwischen Dublin und Limerick. Von hier wanderte in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts der Flickschuster Fulmouth Kearney nach Amerika aus, der Ururgroßvater von Obamas weißer Mutter Ann Dunham.

"Die Geschichte unserer Familie umspannt Meilen und Generationen, Rassen und Realitäten", hatte der Präsident einmal mit dem für ihn typischen Pathos und ohne Erwähnung einer Geburtsurkunde erklärt. "Sie findet statt in kleinen Städten und in guten Schulen, in Kansas und in Kenia, an den Stränden von Hawaii und in den Straßen von Chicago."

Irland kam in dieser Aufzählung nicht vor, aber zu diesem Zeitpunkt war der irische Geistliche und Hobby-Genealoge Stephen Neil auch noch nicht fündig geworden. Er entdeckte in alten Kirchenarchiven die Verbindung zwischen Moneygall und dem mächtigsten Mann der Welt, und seitdem ist in dem verschlafenen Nest mit 299 Einwohnern, einem Gemischtwarenladen und zwei Pubs nichts mehr so, wie es einst war.

"Obama kann auch selbst zapfen"

Zu dem auf eine Stunde Dauer veranschlagten Besuch hat sich das Dorf herausgeputzt wie für eine große Hochzeit: Sämtliche Häuser wurden neu gestrichen, dank einer großzügigen und nicht unbedingt selbstlosen Spende eines Farbenherstellers, der sogar eine Farbkoordinatorin in den Ort entsandte. Blumen wurden gepflanzt, Fahnen aufgezogen, die Schlaglöcher geteert, und die Lokalzeitung Offaly Independent benennt sich für den Ehrentag in Obama Independent um.

Ollie Hayes wiederum hat auf dem Tresen seiner Kneipe eine gewaltige Büste aufgestellt, die entfernt an den US-Präsidenten erinnert. Obama wird in sein Pub kommen, und Hayes hofft inständig, dass er dort ein Pint Guinness trinken wird. "Ich kann ihm auch zeigen, wie's geht, dann kann er es von mir aus auch selbst zapfen", bot er großzügig an.

Grässlich wäre es, wenn der Präsident sich ein Beispiel an der Queen nehmen würde. Die betrachtete bei ihrem soeben beendeten Besuch Irlands in der Guinness-Brauerei zwar angelegentlich ein Glas Bier, griff aber leider nicht zu.

Überrascht ist eigentlich kein Ire über Obamas irisches Erbe. Von den 44 US-Präsidenten konnten 22 ihre Familie auf die grüne Insel zurückführen. Alle acht Vorgänger Obamas hatten - mit Ausnahme von Gerald Ford - irische Vorfahren. Irisch-katholisch im strengen Sinn war freilich nur einer: John F. Kennedy, dessen Vorfahren aus County Wicklow kamen. Die anderen 21 Präsidenten entstammten alle Familien schottischer Siedler, die obendrein strenggläubig protestantische Presbyterianer waren.

Für amerikanische Politiker zahlt sich die Iren-Verbindung aus: 44 Millionen US-Wähler sind schließlich selbst irischer Herkunft.

© SZ vom 23.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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