Er ist der alte und neue US-Präsident: Wo Barack Obamas Wurzeln sind, was ihn bewegt und wie er es bis ins Weiße Haus geschafft hat, zeigt Süddeutsche.de in einem Rückblick. In vielerlei Hinsicht ist die Präsidentschaft von Barack Obama etwas besonderes. Er ist der erste schwarze US-Präsident und einer der jüngsten Politiker, die je im Oval Office arbeiteten. Aber jetzt von Anfang an. Geboren wurde er ...
... am 4. August 1961 in Honolulu, Hawaii, wo sich seine Eltern an der Universität kennengelernt hatten. Sein Vater Barack war Kenianer und als Austauschstudent in die USA gekommen, seine Mutter Ann Durham stammt aus Kansas. Die Ehe wurde geschieden, als Obama zwei Jahre alt war und sein Vater nach der Unabhängigkeit Kenias 1963 zurück in die Heimat ging. Sein Sohn und er sahen sich nur noch ein einziges Mal, bevor Obamas Vater 1982 bei einem Unfall ums Leben kam. Seine Mutter ...
... heiratete erneut und zwar den indonesischen Ölmanager Lolo Soetoro, mit dem die Familie 1967 nach Indonesien ging. Obama schreibt in seinem Buch "The Audacity of Hope" über seine Zeit in Jakarta: "Wir lebten in einem bescheidenen Haus an der Peripherie der Stadt, ohne Klimaanlage, ohne Kühlschrank, ohne Spültoilette." Er blieb dort nur einige Jahre: Mit zehn kehrte er nach Hawaii zurück, wo er ...
... bei seinen Großeltern mütterlicherseits in einfachen Verhältnissen aufwuchs.
In Honolulu auf Hawaii besuchte Obama die renommierte Privatschule Punahou School, wo er 1979 den High-School-Abschluss machte. Dieses Klassenfoto stammt aus dem Jahr 1972; Obama steht in der letzten Reihe als dritter von links. Ein Foto aus dem Jahrbuch von 1979 zeigt...
... die sportliche Seite von Barack Obama. In seinem Basketballteam wurde er "Barry O Bomber" genannt. Zum Studium ging der begabte Schüler zunächst an die Columbia University nach New York, wo er Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen studierte. Es folgten ...
... Studien und Lehraufträge an der Universität Chicago (hier bei einem Kurs an der Chicago Law School 1985). Nebenbei war Obama engagiert in der Gemeinde- und Sozialarbeit . Die nächste Station ...
... war ab 1988 die Law School der Universität Harvard. Dort machte er zum ersten Mal Schlagzeilen, als er zum ersten farbigen Chefredakteur der renommierten Harvard Law Review gewählt wurde. Er schloss sein Studium mit Auszeichnung ab. Bei einem Praktikum...
... in einer Anwaltskanzlei lernte Barack Obama seine spätere Frau Michelle Robinson kennen. Sie hatte wie er an der Harvard Law School Jura studiert. Barack und Michelle heirateten 1992 und...
... bekamen zwei Kinder, Malia Ann (1998) und Natasha (2001); hier im Jahr 2004. Nach dem Studium ...
... begann Barack Obamas steile Karriere: Zunächst arbeitete er als Bürgerrechtsanwalt in Chicago, doch Freunde und Förderer erkannten schnell sein politisches Talent und überredeten ihn, politisch aktiv zu werden. Der Einstieg in die Politik gelang ihm 1992, als er für die Kampagne von Bill Clinton arbeitete, dessen Ehefrau Hillary später seine schärfste Konkurrentin werden sollte. Vier Jahre später kandidierte er selbst für ein politisches Amt und wurde im ersten Anlauf für die Demokratische Partei in den State Senate von Illinois gewählt.
Hier ging sein Stern so richtig auf: Bei der Parteiversammlung der Demokraten 2004 in Boston hielt Barack Obama die Grundsatzrede - eine Rede, die ihn innerhalb von 17 Minuten zum neuen Star der Demokraten machte. "Er betrat die Bühne als niemand, und verließ sie als Hoffnungsträger", kommentierte damals die Nachrichtenagentur AP. Die Medien überschlugen sich vor Begeisterung: Wahlweise erinnerte er sie an Martin Luther King oder John F. Kennedy, andere sahen die Traditionen Lincolns, Gandhis oder Adam Smiths in seinen Reden durchschimmern. Im selben Jahr gewann Obama die Wahl zum Senator von Illinois. Mit 71 Prozent der Stimmen...
... konnte er einen Sieg gegen den Republikaner Alan Keyes erringen. Er war der einzige Schwarze unter den 100 Senatoren, die Anfang 2005 ihr Amt antraten. Obama war unter anderem Mitglied im Ausschuss für Außenbeziehungen und reiste 2006 als Teilnehmer einer US-Kongress-Deletation in den Nahen Osten. Umfragen vom Sommer 2006 zufolge war Barack Obama der Senator mit den höchsten Sympathiewerten. Die Begeisterung der Amerikaner gipfelte...
.... in einer wahren Obamania, als Obama 2007 in eisiger Kälte in Springfield, Illinois, seine Bewerbung für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bekannt gab. Der Ort war nicht zufällig gewählt: Vor dem traditionsreichen State Capitol in Illinois hat der spätere Präsident Abraham Lincoln 1859 eine flammende Rede zur Abschaffung der Sklaverei gehalten. Die erste Vorwahl in Iowa konnte er gewinnen und auch im weiteren Verlauf der Vorwahlen...
... blieb er der Konkurrentin Hillary Clinton immer dicht auf den Fersen. Das erbitterte Kopf-an-Kopf-Rennen gewann schließlich Obama, als er im Juni 2008 die notwendige Zahl an Delegiertenstimmen erreicht hatte. Am 27. August...
... wurde Obama offiziell als Präsidentschaftskandidat der Demokraten nominiert. Sein Konkurrent war nun...
... der Republikaner John McCain, hier bei einer Debatte kurz vor den Präsidentschaftswahlen. Mit seinem Versprechen...
... eines Neuanfangs begeisterte er die Massen. Mit seinem Redetalent erreichte er die Herzen der Menschen und gab ihnen Hoffnung, so dass er schon fast wie ein Messias verehrte wurde. Einen Tag vor den Präsidentschaftswahlen, am 3. November 2008 ...
... starb Obamas Großmutter Madelyn Dunham, bei der er einen großen Teil seiner Jugend verbracht hatte. Die Wahl ihres Enkels...
... zum ersten schwarzen Präsidenten der USA am folgenden Tag, 4. November 2008, erlebte sie nicht mehr. Auf dem Bild winkt der frisch gewählte US-Präsident Barack Obama nach seinem Wahlsieg gemeinsam mit seiner Frau Michelle und seinen Töchtern Sasha und Malia seinen Anhängern in Chicago, Illinois, zu.
Barack Obamas Vereidigung als 44. US-Präsident am 20. Januar 2009 in Washington: Er hebt die rechte Hand zum Schwur, seine linke ruht auf der Bibel von Abraham Lincoln, die ihm seine Frau Michelle hält. Die Amtseinführung Obamas wurde auch in Deutschland mit großem Interesse verfolgt. Mehr als elf Millionen Menschen sahen sich die Live-Übertragungen im Fernsehen an.
Wenige Monate nach seinem Amtsantritt wurde dem US-Präsidenten am 10. Dezember 2009 der Friedensnobelpreis verliehen. In der Begründung des Osloer Nobelkomitees hieß es, Obama erhalte die Auszeichnung "für seinen außergewöhnlichen Einsatz zur Stärkung der internationalen Diplomatie und der Zusammenarbeit zwischen den Völkern".
US-Präsident Barack Obama
Gefangenenlager Guantánamo
Die Schließung des Gefangenenlagers Guantánamo auf Kuba gehörte zu den zentralen Wahlkampsversprechen Obamas. Zwei Tage nach seinem Amtsantritt kündigte er an, das Militärgefängnis innerhalb eines Jahres zu schließen. Sein Vorhaben scheiterte am massiven Widerstand des Kongresses. Am 8. März 2011 unterzeichnete er ein Dekret, mit dem die dauerhafte Internierung von mindestens 48 Häftlingen beschlossen wurde. Die Schließung von Guantanamo rückte damit in weite Ferne.
Zu Obamas erklärtem Ziel zählte auch die Bekämpfung der Staatsschulden - diese belaufen sich mittlerweile auf fast 16 Billionen Dollar. Der Präsident hatte zusätzlich mit der schwersten Rezession in den USA seit 80 Jahren zu kämpfen. Er verabschiedete in seienr Regierungszeit ein 814 Milliarden Dollar schweres Konjunkturpaket - es brachte der amerikanischen Wirtschaft jedoch nicht die ersehnte Wende. Die Arbeitslosenquote lag im August dieses Jahres noch immer bei 8,1 Prozent.
Dieses Bild ging um die Welt: Präsident Obama, sein Vize-Präsident Joe Biden (links) und Außenministerin Hillary Clinton verfolgten am 2. Mai 2011 live, wie amerikanische Spezialeinheiten den al-Qaida-Chef Osama bin Laden in Pakistan töten.
Obama wollte das schaffen, woran seine Vorgänger gescheitert sind: die Reform des Gesundheitswesens. Nach langen Debatten und heftigem Widerstand billigten der US-Senat und im März 2010 auch das Repräsentantenhaus mit knapper Mehrheit die Reform "Obamacare". Im Juni 2012 bestätigte der Oberste Gerichtshof der USA, dass die Reform verfassungskonform sei.
"Für mich persönlich ist es wichtig, voranzugehen und zu betonen, dass gleichgeschlechtliche Paare heiraten können sollten", sagte Obama in einem Interview im Mai 2012. Damit bezog er erstmals öffentlich Position zu diesem Thema.
In seiner Rede zum Parteitag der Demokraten am 6. September 2012 erklärte Obama, dass er für "Hope" und "Change" mehr Zeit brauche: "Ich habe nie gesagt, dass dieser Weg einfach sein würde, und ich werde das auch jetzt nicht versprechen." Die amerikanische Presse war vom lang erwarteten Auftritt des Präsidenten wenig überzeugt.
Am gleichen Abend nahm Barack Obama die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten an. Zusammen mit seiner Frau Michelle sowie den beiden Töchter Malia und Sasha ließ er sich beim Parteitag der Demokraten von den Zuschauern bejubeln.
Nach einem aufreibenden Wahlkampf, bei dem sich der amtierende Präsident nicht immer von der besten Seite zeigte, nach der Aufregung um Hurrikan Sandy und einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit seinem Herausforderer Mitt Romney hat Barack Obama es ein zweites Mal ins Weiße Haus geschafft. Jetzt liegen vier weitere Jahre als Präsident der USA vor ihm.