Atomtransport nach Russland:Frieden schaffen auf Dresdner Art

Norbert Röttgen hat einen Präzedenzfall verhindert, der dem Abschieben von Atommüll ins Ausland den Weg bereitet hätte. Sachsen war zu dem zweifelhaften Vorhaben bereit.

Martin Kotynek

Für den Freistaat Sachsen wäre es ein gutes Geschäft gewesen, was er da mit Russland ausgehandelt hat. Nicht nur, dass die Landesregierung mit dem Export von abgebrannten Brennstäben atomare Altlasten aus DDR-Zeiten losgeworden wäre. Zugleich hätte sie sich brüsten können, einem Friedensprojekt zu dienen. Denn weil die Brennstäbe noch aus der Sowjetunion stammten, wäre es das offizielle Ziel des Transportes gewesen, den Atommüll zurück in sein Herkunftsland zu schicken - um so zu verhindern, dass kernwaffenfähiges Material in falsche Hände gerät.

Dem Weltfrieden zu dienen, war aber wohl nicht der wahre Grund, warum Sachsen sich auf das russische Abenteuer einlassen wollte. Für seine Mission hat sich das Land einen Abnehmer ausgesucht, bei dem Sicherheitsstandards gelten, die zumindest als dubios beschrieben werden können.

Sachsen war bereit, seine Brennelemente jener russischen Atomanlage anzuvertrauen, in der sich einer der schlimmsten Atomunfälle der Geschichte ereignet hat. Die Umgebung dort ist nach weiteren Störfällen noch heute stark verstrahlt, die wichtigsten Einrichtungen liegen auf unbestimmte Zeit still. Dass sich Dresden darauf einlassen wollte, hat vor allem finanzielle Gründe: Solange die Brennstäbe in Deutschland lagern, muss das Land pro Jahr drei Millionen Euro bezahlen - ein Ende ist nicht in Sicht.

Dresdens unverantwortliche Geschäftemacherei hat Norbert Röttgen nun abgestellt. Zugleich hat der Bundesumweltminister einen Präzedenzfall verhindert, der dem Abschieben von Atommüll ins Ausland den Weg bereitet hätte. Ein gutes Geschäft für Mensch und Natur wäre das nicht gewesen.

© SZ vom 24.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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