Atomstreit:Obama und Merkel drohen Iran

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Breite Front gegen Teheran: Nach dem Eingeständnis des Regimes, eine bislang geheime, zweite Anlage zur Urananreicherung zu betreiben, erhöht der Westen den Druck.

Die USA, Frankreich und Großbritannien haben gemeinsam den Bau einer weiteren iranischen Urananreicherungsanlage scharf verurteilt und mit weiteren Sanktionen gedroht. "Iran bricht internationale Regeln, die alle Nationen befolgen müssen", sagte US-Präsident Barack Obama am Rande der G-20-Gipfels in Pittsburgh. Teheran müsse bei den anstehenden Atom-Gesprächen seine Pläne offenlegen. Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy stellte Teheran ein Ultimatum bis zum 1. Dezember.

Obama und Sarkozy forderten gemeinsam mit dem britischen Premierminister Gordon Brown Iran auf, den Inspekteuren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) umgehend Zutritt zu der neuen Anlage zu gewähren.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich besorgt über den Bau. "Deutschland ist darüber sehr besorgt, genauso wie Frankreich, Großbritannien und die Vereinigten Staaten", Merkel. "Wir fordern Iran auf, der Internationalen Atomenergiebehörde alle Informationen zukommen zu lassen."

Die Kanzlerin sprach von einem Verstoß gegen die Auflagen der IAEA und der UN. Sie gehe davon aus, dass Iran sich dazu bei den Gesprächen mit den UN-Veto-Mächten und Deutschland Anfang Oktober äußern werde. "Wir erwarten schnellstmögliche Aufklärung", sagte Merkel.

Sie sprach von einem abgestimmten Verhalten in dieser Frage zwischen Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA. Wie China und Russland sich dazu verhalten würden, müsse man noch sehen.

Iran hatte zuvor die Existenz einer bislang geheimen, zweiten Anlage zur Urananreicherung in der Nähe von Qom (Ghom) enthüllt. Die Regierung in Teheran habe die IAEA über den Bau einer neuen Pilotanlage in einem Brief informiert, erklärte ein Sprecher der Behörde.

Die Enthüllung droht die für kommende Woche geplanten neuen Verhandlungen zwischen Teheran und der Sechsergruppe der ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrats und Deutschland zu belasten.

In dem Brief aus Teheran stehe auch, dass die neue Anlage Uran nur bis zu einem Grad von fünf Prozent anreichere, was für eine zivile Nutzung ausreiche, aber nicht auf die Schwelle von mindestens 90 Prozent komme, die für den Bau einer Atombombe benötigt werde, sagte der IAEA-Sprecher weiter.

Bislang hatte die Regierung in Teheran die Existenz von lediglich einer derartigen Anlage in Natans eingeräumt. Iran beharrt darauf, dass sein Atomprogramm ausschließlich zivilen Zwecken dient. Viele westliche Staaten und Israel vermuten dagegen, dass Teheran nach einer Atomwaffe strebt.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/AFP/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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