Atom - Remlingen-Semmenstedt:Bürger können Radioaktivität an der Asse selbst messen

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Remlingen (dpa/lni) - An einer Messstelle nahe dem maroden Atommülllager Asse im Landkreis Wolfenbüttel können interessierte Bürger selbst die Umweltradioaktivität ermitteln. "Proben aus dem Boden beziehungsweise aus Früchten, Gras, Wasser und vielem mehr können dort gemessen werden", teilten die Projektverantwortlichen am Mittwoch mit. Ziel ist es festzustellen, welche Radionuklide in den Umweltproben enthalten sind.

"Mittels Gamma-Spektrometrie lässt sich eine Vielzahl von radioaktiven Stoffen in praktisch allen Umweltmedien ohne besonders aufwändige Probenvorbereitung sehr genau bestimmen", sagte Wolfgang Schulz, verantwortlicher Wissenschaftler an der Leibniz Universität Hannover (LUH). Bürgerinitiativen, Privatpersonen, aber auch Schulen könnten sich an den Messungen beteiligen. Sie sollen dabei von Experten wissenschaftlich angeleitet werden.

In dem ehemaligen Bergwerk bei Remlingen im Landkreis Wolfenbüttel liegen in 13 Kammern rund 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen. Weil Wasser eindringt, muss das Lager geräumt werden. Es gibt den gesetzlichen Auftrag, die Asse unverzüglich stillzulegen. Allerdings ist der Standort für ein Zwischenlager in der Nähe noch umstritten. Im Jahr 2033 soll die Rückholung voraussichtlich starten.

Das Land Niedersachsen beteilige sich neben dem Bund an der Förderung des Projekts mit 3,75 Millionen Euro, sagte Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU). Die Samtgemeinde Elm-Asse stellt als Partner des Projekts die Räume für die Bürgermessstelle in einem Nebengebäude des Rathauses von Remlingen zur Verfügung. Die Projektträger betonten, dass an der Asse erstmals in Deutschland eine solche bürgerbetriebene Messstelle aufgebaut und etabliert wird.

Aktivisten aus Bürgerinitiativen kritisierten indes das Vorhaben: Eine Gamma-Spektrometrie bei der Asse sei in der geplanten Form ein Ablenkungsmanöver, das eher der Verharmlosung als der Aufklärung der tatsächlichen radioaktiven Belastung in der Umgebung diene.

© dpa-infocom, dpa:211013-99-580781/2

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