Motorräder und Polizeiautos rasen über Feldwege, Hubschrauber fliegen über Felder, Männer schließen Autotüren, schauen durch Ferngläsern, reiten in T-Shirts auf Pferden. Die Musik dröhnt. Höchstdramatisch.
Nach dieser simulierten Verfolgungsjagd - ohne Verfolgte - ein Gruppenbild. Polizeiautos, dicke Männer und wenige weniger dicke Männer, insgesamt wenig Haare, alles im Halbkreis angeordnet. Im Zentrum einer in Jeans, Hemd, Sakko, dunkle Terminator-Sonnenbrille.
Das ist die paramilitärische Action-Truppe von Laszlo Toroczkai. Toroczkai ist der Bürgermeister von Asotthalom, einer Stadt an der ungarisch-serbischen Grenze. Und Toroczkai hat eine Botschaft Flüchtlinge: Kommt nicht in meine Nähe. Ich kriege euch.
Es ist ein lächerliches Homemade-Video, das der kurzgeschorene Toroczkai da gedreht hat. Der rechtsextreme Politiker will damit eine Warnung an Hilfesuchende übermitteln. Jeder, der versuche, den Grenzzaun zu überwinden oder Ungarn zu betreten, werde verfolgt und bestraft, auch mit Gefängnis.
An der serbischen Grenze feuern Polizisten seit Tagen mit Tränengas auf die Hilfesuchenden. Und in der Nacht zum Samstag hat Ungarn den Stacheldrahtzaun an der Grenze zu Kroatien fertiggestellt. Damit will das Land sich weiter gegen die Ankunft von Flüchtlingen vom Balkan abschotten. Doch für den Ultranationalisten Toroczkai ist das offenbar zu wenig. Er hat den Eindruck, dass Ungarn immer noch zu einladend auf die Flüchtlinge wirkt. Deshalb hat er dieses Video gedreht, zur Abschreckung.
Auf einer Karte zeigt Toroczkai, dass der Landweg über Serbien und Ungarn nach Deutschland länger ist, als der durch Kroatien und Slowenien. Nicht erwähnt wird, dass auf diesem Weg hohe Berge zu überwinden sind.
Fast eine Million Mal wurde das Video bereits angeklickt. Es erfreut sich in der rechtsradikalen ungarischen Jobbik-Partei offenbar größerer Beliebtheit. Doch das Video wurde auch schnell zum Ziel von beißendem Spott.
So skurril und schräg das Video auch wirken mag, so weist es doch auch auf eine problematische gesellschaftliche Entwicklung in Ungarn hin.
"Ungarn ist eine schlechte Wahl"
Ungarns rechtsnationaler Ministerpräsident Viktor Orban führt sein Land immer weiter ins europäische Abseits. Erhält dafür aber von seiner Bevölkerung viel Unterstützung. Umfragen zeigen seine wieder steigende Beliebtheit.
Europas Flüchtlingspolitik:Österreichs Kanzler wirft Orbàn Nazi-Methoden vor - Ungarn ist empört
Hässliche Töne unter Nachbarn: Nachdem Werner Faymann Budapests Flüchtlingspolitik mit dem Vorgehen der Nationalsozialisten verglichen hat, bezeichnet Ungarns Außenminister den österreichischen Kanzler als "unfähig".
Orban geht rücksichtslos gegen Flüchtlinge vor, behauptet, die Ungarn seien nicht bereit, mit Muslimen zusammenzuleben. Orban sagt: "Jetzt sprechen wir über Hunderte und Tausende, aber in den nächsten Jahren werden wir über Millionen sprechen. Dann werden wir überrascht feststellen, dass wir nur noch die Minderheit auf unserem eigenen Kontinent sind."
Diese Stimmung in Ungarn ist es, die ein Video wie das von Toroczkai plötzlich gar nicht mehr so lächerlich erscheinen lässt.
Der Bürgermeister beendet das Video mit den Worten: "Ungarn ist eine schlechte Wahl. Assothalom ist die schlechteste."