Im vergangenen Jahr hat die Zahl der gemeldeten Sexualdelikte bei der Bundeswehr deutlich zugenommen: Wie die Funke-Mediengruppe berichtet, wurden 234 Verdachtsfälle erfasst. Im Vergleich zum Vorjahr bedeute das einen Anstieg von mehr als 80 Prozent.
Unter den gemeldeten Fällen seien auch 14 Vergewaltigungen oder Vergewaltigungsversuche gewesen, fast dreimal so viele wie 2016. Damals seien es fünf entsprechende Fälle gewesen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte den Anstieg auch damit, dass sich die Sensibilität in der Truppe erhöht habe. Verdachtsfälle würden vermehrt und früher gemeldet, außerdem Altfälle neu aufgerollt.
Die gemeldeten Vorkommnisse reichten dem Sprecher zufolge vom Zuwerfen eines Kusses, dem Berühren einer Schulter oder eines bekleideten Oberschenkels bis hin zur Vergewaltigung. Im Zuge der öffentlichen Diskussion um mehrere Skandale in der Truppe hat auch die Zahl der internen Beschwerden über sexuelle Belästigung, rechtsextreme Auswüchse und Fehlverhalten von Vorgesetzten massiv zugenommen.
Erst im November hatte ein Fall in Schleswig-Holstein Aufsehen erregt. Auf dem Truppenübungsplatz Todendorf soll ein 29-jähriger Unteroffizier nach einem Trinkgelage zwei Soldatinnen sexuell missbraucht haben. Nach Informationen der Funke-Zeitungen will die Staatsanwaltschaft Kiel voraussichtlich im Februar ihre Ermittlungen zu dem Fall abschließen.