Anschläge in Frankfurt und Rom:Zwei Bomben, ein Absender

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Einen Tag nach dem vereitelten Briefbombenanschlag auf Deutsche-Bank-Chef Ackermann in Frankfurt explodiert bei einem Unternehmen der staatlichen Steuerbehörde in Rom ein Päckchen - die italienischen Fahnder vermuten eine Verbindung. In Deutschland ermittelt jetzt die Bundesanwaltschaft.

Andrea Bachstein

Am Freitagmittag hat sich in Rom ein Briefbomben-Anschlag ereignet, der offenbar denselben Urheber hat wie der verhinderte Anschlagsversuch auf den Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann. Als Absender des mit Sprengstoff versehenen Briefs an Ackermann sowie des Päckchens an das römische Unternehmen Equitalia hat sich die linke Anarchistengruppierung Federazione Anarchica Informale (FAI) bekannt.

In ihrem Bekennerschreiben im Fall Ackermann hatte die Gruppe angekündigt, drei Sprengstoffattentate zu unternehmen "gegen Banken, Bankiers, Zecken und Blutsauger". Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen zu dem Fall am Freitag übernommen.

Die Briefbombe in Rom explodierte bei der Equitalia, einem Unternehmen der staatlichen Steuerbehörde, und verletzte den Direktor an Hand und Auge. Die Postsendung war an ihn persönlich adressiert, so wie es auch bei Ackermann war. Die Art der Sprengstoffsendung von Rom weist den Ermittlern zufolge ebenfalls auf einen linksanarchistischen Hintergrund hin.

Es sei wahrscheinlich, so hieß es aus Ermittlerkreisen, dass der Anschlag vom Freitag keine Einzeltat sei, sondern dass eine neue "Weihnachtskampagne" anarchistisch-aufständischer Gruppen im Gang sei. Alle italienischen Postämter wurden deshalb in Alarm versetzt.

Keine hierarchische Führungsspitze

Die Art der Sprengsätze in Frankfurt und Rom, ihre zeitliche Nähe zueinander weisen deutliche Parallelen auf zu Anschlägen im vergangenen Jahr. Im Dezember 2010 waren an die Botschaften der Schweiz und Chiles in Rom Briefbomben geschickt worden. Dabei wurden zwei Menschen schwer verletzt. Auch bei diesen Anschlägen hatte die FAI mitgeteilt, sie seien ihr Werk. Ebenso behauptete sie dies von Sprengsätzen, die im vergangenen April in einer Kaserne in Livorno eingetroffen waren und in der Schweiz beim Kernenergieverband Swissnuclear.

Bereits 2003 war eine Paketbombe bei der Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt eingegangen, die ebenfalls auf das Konto der FAI gehen soll. Am Freitag waren über diese Gruppierung bei italienischen Behörden keine aktuellen Informationen zu erhalten. Aus italienischen Geheimdienstkreisen soll die Einschätzung stammen, dass die FAI keine hierarchische Führungsspitze besitzt, sondern aus diversen terroristischen Aktionsgruppen besteht, die gleichrangig agieren.

Gewaltbereite Linksanarchisten sind in letzter Zeit in Italien wiederholt in Erscheinung getreten. So im Sommer bei Ausschreitungen während Protesten gegen die Hochgeschwindigkeitsstrecke der Bahn im piemontesischen Susa-Tal. Am schwerwiegendsten waren aber die Gewalttätigkeiten bei Demonstration der weltweiten Anti-Banken-Bewegung im Oktober in Rom.

© SZ vom 10.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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