Right Livelihood Awards:Alternative Nobelpreise für Frauenrechte, Naturschutz und Seenotrettung

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Der alternative Nobelpreis für die Organisation SOS Méditerranée könnte der Seenotrettung neue Aufmerksamkeit geben. (Foto: Right Livelihood Foundation/dpa)

Auch die europäische Hilfsorganisation SOS Méditerranée ist diesmal unter den Auserwählten. Die Preisträger im Überblick.

Die gemeinhin als alternative Nobelpreise bekannten Right Livelihood Awards gehen in diesem Jahr an Initiativen für Frauenrechte, Umweltschutz und zur Rettung von Geflüchteten im Mittelmeer, wie die Right-Livelihood-Stiftung in Stockholm bekanntgab. Die Preisträger im Überblick:

Die europäische Hilfsorganisation SOS Méditerranée erhält die Auszeichnung für ihre lebensrettenden Such- und Rettungseinsätze im Mittelmeer, der nach Stiftungsangaben tödlichsten Migrationsroute der Welt. Dass die Helfer diesmal unter den Ausgewählten sind, könnte der zivilen Seenotrettung von Schutzsuchenden auf ihrem Weg von Afrika nach Europa neue Aufmerksamkeit verleihen. "Der unerschütterliche Einsatz der Organisation rettet nicht nur Leben, sondern erinnert die Öffentlichkeit sowie europäische Institutionen und nationale Regierungen immer wieder an die humanitäre Krise auf dem Mittelmeer", erklärte die Stiftung.

Die ghanaische Frauenrechtsaktivistin Eunice Brookman-Amissah und die kambodschanische Umweltaktivistengruppe Mother Nature Cambodia sind die ersten Preisträgerinnen aus ihren Ländern überhaupt. Brookman-Amissah ist eine Ärztin und Aktivistin, die sich seit Jahrzehnten dafür stark macht, Afrikanerinnen sichere Schwangerschaftsabbrüche zu ermöglichen. Mit ihrem Einsatz hat sie gesellschaftliche Debatten angestoßen und den Weg für liberale Abtreibungsgesetze in mehreren afrikanischen Ländern geebnet.

Frauenrechtsaktivistin Eunice Brookman-Amissah aus Ghana. (Foto: Agyemam-Duah/dpa)

Die Organisation Mother Nature Cambodia steht in einem autokratisch regierten Land für ihre Sache ein. Der Handlungsspielraum für Nichtregierungsorganisationen ist dort eng begrenzt. Die jungen Aktivisten kämpfen mit Lokalgemeinschaften für die Umwelt und sichere Lebensgrundlagen der Menschen - unerschrocken und mit Erfolg, wie Right Livelihood betonte. Mit Hilfe sozialer Medien habe die Gruppe maßgeblich zur Aufdeckung und Beendigung von Umweltverstößen beigetragen. Sie sei somit zu "einem Leuchtturm der Hoffnung für künftige Generationen geworden".

Ihre Videos wurden millionenfach geklickt: Die Umweltschützer von "Mother Earth Cambodia" protestiert zum Beispiel gegen die Abholzung von Wäldern, illegale Goldminen und Landenteignung. (Foto: Right Livelihood Foundation/dpa)

Auch die Umweltschützerin Phyllis Omido setzt sich in ihrer Heimatregion an vorderster Front für den Umweltschutz und die Gesundheit ihrer Mitmenschen ein. Selbst von Vergiftungen durch Blei betroffen, kämpfte die Kenianerin erfolgreich für eine Stärkung des Umweltrechts und für die Schließung giftiger Industrieanlagen.

Die kenianische Umweltschützerin Phyllis Omido. (Foto: Right Livelihood Foundation/dpa)

Die vier Preisträger seien Zeugen unsäglichen Leids und setzten sich dafür ein, Leben zu retten, die Natur zu bewahren sowie die Würde und Existenzgrundlagen von Menschen in aller Welt zu schützen, mit diesen Worten begründete die Right-Livelihood-Stiftung ihre Wahl. Sie stünden allesamt für das Recht aller Menschen auf Gesundheit, Sicherheit, eine saubere Umwelt und Demokratie, sagte Stiftungsdirektor Ole von Uexküll. Und sie machten sich für Menschen stark, wenn andere deren Leid ignorierten.

Die mit dem Preis Ausgezeichneten forderten eine lebenswerte Zukunft für alle ein, erklärte die Stiftung, und trotzten damit gesellschaftlichen Tabus beim Thema Abtreibung in Afrika, der autoritären Führung und korrupten Konzernen in Kambodscha, einer wachsenden humanitären Krise im Mittelmeer und schädlicher Geschäftspraktiken in Kenia.

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Zugleich bewiesen die Preisträger, dass jeder etwas bewegen könne, betonte von Uexküll. "Das ist vielleicht die wichtigste Botschaft in einer Zeit wie dieser: Dass jeder von uns die Macht hat, Veränderungen zu schaffen. Das ist, was wir von den Preisträgern lernen."

Der seit 1980 vergebene Right Livelihood Award steht in kritischer Distanz zu den eigentlichen Friedensnobelpreisen, deren Gewinner Anfang kommender Woche in Oslo und Stockholm verkündet werden. Initiiert wurde die Auszeichnung vom deutsch-schwedischen Briefmarkensammler und Publizisten Jakob von Uexküll.

Bekannte Preisträger sind die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, US-Whistleblower Edward Snowden und die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Die mit jeweils einer Million Schwedische Kronen (etwa 86 000 Euro) dotierte Auszeichnung soll sich aber auch jene richten, die in der Weltöffentlichkeit eher unbekannt sind. Der Right Livelihood Award ist mit lebenslanger Unterstützung für die Arbeit der Preisträger verbunden. Die Auszeichnungen werden am 29. November feierlich in Stockholm überreicht.

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