Afghanistan:Kinder sterben bei Luftangriff - örtliche Vertreter beschuldigen Nato

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Fünf Amerikaner, darunter auch eine junge Diplomatin, sind bei einem Attentat in Afghanistan ums Leben gekommen. Örtliche Vertreter beklagen außerdem den Tod von mindestens zehn afghanischen Kindern - sie sollen bei einem Luftangriff der Nato gestorben sein.

Die Regierung einer Provinz im Osten Afghanistans hat die Nato beschuldigt, bei einem Luftangriff zehn Kinder und eine Frau getötet zu haben. Der Vorfall habe sich am Samstagabend in der Provinz Kunar an der Grenze zu Pakistan bei einem gemeinsamen Einsatz afghanischer und internationaler Streitkräfte ereignet.

Der Luftangriff sei erfolgt, nachdem Nato-Truppen und afghanische Soldaten in einem Dorf in der Provinz Kunar unter Beschuss geraten seien. Dabei seien sieben Taliban-Kämpfer und ein US-amerikanischer Berater der Nato-geführten Schutztruppe Isaf getötet worden.

Ein Nato-Sprecher widersprach der Darstellung der Provinzregierung: Bei dem Einsatz seien "bis zu zehn Frauen und Kinder verletzt, aber nicht getötet worden". Laut einem Sprecher der Provinzverwaltung wurden bei dem Angriff neben den Kindern außerdem acht Kämpfer getötet. Zudem seien sechs Frauen verletzt worden. Die Provinz Kunar im Osten des Landes gilt als Hochburg der radikalislamischen Aufständischen.

Die Aufständischen hätten sich von Freitagabend bis Samstagmorgen ein heftiges Feuergefecht mit den Nato-Truppen und afghanischen Sicherheitskräften geliefert, sagte der Sprecher des Provinzgouverneurs, Wasifullah Wasifi. Das Haus, in dem sich ein Taliban-Kämpfer versteckt haben soll, sei später bombardiert worden.

Bundeswehr soll über US-Einsätze kaum informiert sein

Laut einem Bericht des Spiegel werde die Bundeswehr über Operationen amerikanischer Truppen nur unzureichend informiert - obwohl eine enge Zusammenarbeit mit den USA in Nordafghanistan vereinbart sei. Dies betreffe auch Einstze im direkten Umfeld des deutschen Feldlagers in Kunduz.

Dies habe eine Regierungsanfrage eines Grünen-Abgeordneten ergeben. Demnach habe der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Kossendey mitgeteilt, dass der Bundeswehrführung "keine Erkenntnisse" vorlägen, die über den Inhalt von Nato-Pressemitteilungen hinausgingen.

Bundeswehrkreise widersprechen dieser Darstellung jedoch. Demnach seien die Kommandeure vor Ort über US-Operationen in ihrem Einsatzgebiet und deren Ergebnisse informiert.

Attentat auf US-Amerikaner

Im Süden Afghanistans sind bei einem Bombenanschlag dagegen fünf Amerikaner ums Leben gekommen, unter ihnen eine junge Diplomatin. Wie US-Außenminister John Kerry in Washington mitteilte, wurden vier weitere Mitarbeiter des State Departement verletzt, einer von ihnen schwer.

Bei der Explosion seien auch ein afghanischer Arzt getötet und vier weitere Afghanen verwundet worden, sagte ein Sprecher. Die fünf Toten sind der schwerste Verlust für die USA am Hindukusch in diesem Jahr.

Die US-Vertreter waren Kerry zufolge gerade zusammen mit afghanischen Kollegen auf dem Weg zu einer Schule in der südlichen Provinz Zabul, als sich der Anschlag ereignete. Sie wollten dort Studenten eine Bücherspende überreichen.

Kerry: "Intelligente, fähige Diplomatin"

Kerry habe die junge Diplomatin vergangene Woche selbst kennengelernt, sagte er. Sie habe ihn bei seinem Besuch in Afghanistan begleitet. Sie sei eine "intelligente, fähige" Diplomatin gewesen, die ihre ganze Kraft "für das afghanische Volk" gegeben habe. Es sei tragisch, dass sie ihr junges Leben in dem Bemühen verloren habe, jungen Afghanen die Chance auf eine bessere Zukunft zu geben. Die Washington Post meldete, die getötete Diplomatin sei 25 Jahre alt gewesen.

Nato-Angaben zufolge befand sich auch Provinz-Gouverneur Mohammed Aschraf Naseri in dem Konvoi. Er sei unverletzt geblieben. Zu dem Anschlag bekannten sich die radikal-islamischen Taliban.

© Süddeutsche.de/Reuters/dpa/AFP/fran/mahu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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