Afghanistan-Einsatz:Nato will bis 2014 Kampftruppen abziehen

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Entschluss in Lissabon: Ab 2014 soll die afganische Regierung selbst für Sicherheit sorgen, die Nato-Soldaten ziehen ab - allerdings nicht alle.

Ein knappes Jahrzehnt nach dem Beginn der internationalen Militärmission in Afghanistan hat die Nato eine Ausstiegsstrategie für ihre Truppen beschlossen. Bis Ende 2014 soll die Verantwortung für die Sicherheit im Land schrittweise an die afghanische Armee und Polizei übergeben werden. Nach einem Gipfeldokument, das die Staats- und Regierungschefs der Nato am Samstag in Lissabon verabschiedeten, soll der Prozess Anfang 2011 "in einigen Provinzen und Distrikten" beginnen.

Fast ein Jahrzehnt nach Beginn der Miliitärmission in Afghanistan plant die Nato ihren Rückzug. (Foto: AFP)

Innerhalb von vier Jahren sollen die afghanischen Sicherheitskräfte im ganzen Land die Verantwortung übernehmen. Allerdings werden internationale Truppen wohl auch nach 2014 am Hindukusch bleiben. In dem Dokument ist von einer "neuen Phase der gemeinsamen Anstrengungen" die Rede. Es sollen die die Bedingungen für einen "unumkehrbaren Übergang zur vollen afghanischen Sicherheitsverantwortung" geschaffen werden. Ergänzt werden soll die Erklärung durch ein Partnerschaftsabkommen zwischen der Nato und Afghanistan nach 2014.

Der Gipfel kam zudem überein, im November 2011 auf einer großen Konferenz in Bonn über das weitere Vorgehen am Hindukusch zu beraten. Wie aus Diplomatenkreisen verlautete, begrüßte der afghanische Präsident Hamid Karsai die Bereitschaft Deutschlands, die Konferenz auszurichten. Zu dem Treffen kommen voraussichtlich die Außenminister. Die erste internationale Afghanistan-Konferenz fand Ende 2001 auf dem Petersberg bei Bonn statt. "Wir wollen sehen, dass Afghanistan auf eigenen Füßen steht und für seine eigene Sicherheit sorgt", sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen.

Die 130.000 Soldaten starke Isaf zieht sich schrittweise auf Unterstützungs- und Ausbildungsaufgaben zurück. "Falls die Feinde Afghanistans meinen, sie müssten bloß abwarten, bis wir abziehen, dann täuschen sie sich. Wir werden so lange bleiben, wie es notwendig ist."

Die Nato wollte in Lissabon auch in den Beziehungen mit Russland eine neue Ära einleiten. Bei einem Treffen mit dem russischen Staatspräsidenten Dmitri Medwedew wollten die 28 "Chefs" der Nato eine neue Partnerschaft begründen und Moskau eine Zusammenarbeit bei ihrer neuen Raketenabwehr für Europa anbieten. Diplomaten und Militärs sprechen bereits von einem neuen "Sicherheitssystem von Vancouver bis Wladiwostok". Die Beziehungen der Nato zu Moskau waren seit dem russischen Feldzug in Georgien 2008 stark belastet.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete die Annäherung der ehemaligen Gegner Nato und Russland als historisch. Zugleich warnte sie vor zu hohen Erwartungen an die neue Zusammenarbeit. Es liege noch ein langer Weg vor der Nato, gemeinsam mit Russland mehr Sicherheit zu schaffen. "Aber dass der Weg überhaupt eingeschlagen wird, ist von außerordentlicher Bedeutung", sagte die Kanzlerin in Lissabon. In ihrer wöchentlichen Videobotschaft betonte sie, zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Kalten Krieges stehe die Nato vor veränderten sicherheitspolitischen Herausforderungen. Heute müsse sich das Bündnis gegen Terrorismus und die Folgen zerfallener Staaten wappnen.

Am Vortag hatte die 61 Jahre alte Allianz sich auf dem Gipfel eine neue Strategie verpasst, mit der sie sich gegen neue Gefahren wie den internationalen Terrorismus oder Attacken aus dem Internet zu wappnen will. Die neue Strategie - eine Art Grundgesetz des Bündnisses - ersetzt ein elf Jahre altes Dokument. Zudem hatten die Staats- und Regierungschefs den Aufbau einer neuen Raketenabwehr gebilligt.

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