Treffen mit dem Zentralrat der Muslime:Die AfD lebt vom künstlichen Konflikt

Deshalb hat Parteichefin Petry das Gespräch mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime platzen lassen.

Kommentar von Matthias Drobinski

Das Schöne an dem gescheiterten Treffen zwischen dem Zentralrat der Muslime und der AfD ist: Jeder darf sich in der eigenen Weltsicht gestärkt fühlen und im Eindruck, dem anderen richtig die Meinung gesagt zu haben. Aiman Mazyek vom Zentralrat kann verkünden, dass er es ja versucht hat, mit denen aber nicht zu reden ist. Frauke Petry kann sich freuen, das Gespräch geschickt abgebrochen zu haben, um klarzumachen: Mit denen kann man nicht reden.

Die Begegnung zwischen Mazyek und Petry zeigt im Kleinen, was gerade passiert mit der Diskurskultur in Deutschland. Der Islam-Verband hat versucht, einen Minimalkonsens herzustellen, zu seinen Bedingungen und seinem Vorteil natürlich, aber mit dem politisch üblichen Verfahren: Erst haut man sich die Sätze um die Ohren, dann setzt man sich zusammen und findet einen Boden, auf dem man stehen kann, wacklig, aber gemeinsam.

Das Geschäft der AfD ist aber nicht der mühsam hergestellte Konsens. Es ist der kalkulierte Dissens, der hergestellte Konflikt als Ausdruck des "Mutes zur Wahrheit". So kann man, durchaus lustvoll, das Übliche durchbrechen. So sagt man aber auch Nein zum gemeinsamen Boden mit dem, der anders denkt.

Wer Spaß an inszenierten Konflikten hat, darf sich auf einige Unterhaltung im Wahljahr 2017 freuen. Wer ums beste Argument streiten möchte, sollte sich auf was gefasst machen.

© SZ vom 24.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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