Hamburgs bisheriger Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) ist neuer Erster Bürgermeister der Hansestadt. Die Bürgerschaft wählte den 40-Jährigen am Mittwoch erwartungsgemäß zum Nachfolger des zurückgetretenen Ole von Beust (CDU). Beust hatte Mitte Juli angekündigt, sich nach fast neun Jahren im Amt aus der Berufspolitik zurückzuziehen.
Ahlhaus erhielt bei seiner Wahl sogar mehr Stimmen als die schwarz-grüne Koalition Abgeordnete stellt. Insgesamt votierten 70 der 121 Politiker für Ahlhaus, 50 gegen ihn und einer enthielt sich. CDU und GAL haben gemeinsam nur 68 Sitze in der Bürgerschaft.
Im Anschluss an die Bürgermeisterwahl sollte der Senat von Deutschlands erster schwarz-grüner Koalition auf Landesebene vereidigt werden. Neu in die Regierungsmannschaft kommen sollen Innensenator Heino Vahldieck (CDU), Wirtschaftssenator Ian Karan (parteilos) und Kultursenator Reinhard Stuth (CDU). Die übrigen sechs Ressortchefs - davon drei von den Grünen - behalten ihre Posten.
Bereits am vergangenen Wochenende war Ahlhaus sowohl von der CDU- als auch von der Grünen-Basis als neuer Bürgermeister akzeptiert worden. Während es in der CDU keinerlei Bedenken gegen Ahlhaus gab und dieser auch einstimmig zum Beust-Nachfolger gekürt worden war, gab es bei den Grünen zunächst heftige Debatten. Zuletzt fand sich dann aber doch eine große Mehrheit für die Fortsetzung der schwarz- grünen Koalition mit Ahlhaus an der Spitze.
Ahlhaus steht anders als Beust fürs Konservative
Der Heidelberger hatte nie öffentlich Anspruch auf das höchste Regierungsamt im hanseatischen Stadtstaat erhoben. Als Innensenator stand er seinem Chef Ole von Beust stets loyal gegenüber. Parteiintern hatte er als Vorsitzender des einflussreichen CDU- Kreisverbandes Nord jedoch ein gewichtiges Wort mitzureden. Beust hatte einen neuen Stil von CDU-Politiker verkörpert - großstädtisch, liberal und weltoffen. Im Gegensatz dazu steht der in der Hamburger Union gut vernetzte Ahlhaus für den bürgerlich- konservativen Flügel der Partei.
Der gelernte Bankkaufmann mit juristischem Staatsexamen kam zwar schon als Teenager zur Politik, er rückte aber erst vor gut zwei Jahren zum Senator auf. Beusts Popularitätswerte erreicht Ahlhaus in Umfragen nicht. Als Bürgerschafts-Innenpolitiker wurde Ahlhaus häufig als Hardliner wahrgenommen. Als Senator in der schwarz-grünen Koalition gab sich der verheiratete Politiker dann deutlich zurückhaltender. Seitdem sind diplomatischere Äußerungen von Ahlhaus zu hören - auch als Vorsitzender der Innenministerkonferenz.
Distanz zu schlagender Studentenverbindung
Störend für das neue Image wirkte das Bekanntwerden seiner Kontakte zu einer schlagenden Studentenverbindung in seiner Heimatstadt Heidelberg. Die "Turnerschaft Ghibellinia" führte ihn nach einigen Besuchen als eine Art Gast-Mitglied. Scharfe Kritik gab es dafür von der Opposition und auch vom Koalitionspartner GAL, der seit Jahren gegen schlagende Verbindungen zu Felde zieht. Die Wellen glätteten sich erst, als sich Ahlhaus von der Turnerschaft distanzierte und um Streichung seines Namens von der Mitgliederliste bat.
Für Aufsehen sorgte Ahlhaus auch mit hohen Ausgaben. Im April wurde bekannt, dass die Sicherungsmaßnahmen an seiner neu erworbenen Privatvilla den Steuerzahler rund eine Million Euro kosten. Ahlhaus erklärte, er folge lediglich den Empfehlungen des Landeskriminalamtes. Ähnlich hatte er 2009 argumentiert, als ihm vorgeworfen wurde, nach einer Sicherheitskonferenz in Paris Privatfahrten im Dienstwagen nicht gesondert abgerechnet zu haben. Auch damals verwies Ahlhaus auf die Sicherheitsanordnung des LKA.