Berlin:Gewalt bei Fußballspielen: Sicherheitskonzept geht oft auf

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Berlin (dpa/bb) - An einem Samstagmittag, knapp sechs Stunden vor einem Bundesligaspiel zwischen Hertha BSC und Eintracht Frankfurt, laufen 80 Menschen in dunkler Kleidung durch Berlin-Moabit. Einige sind mit Ketten und Stangen bewaffnet, andere ziehen sich Schals ins Gesicht. An einer Kreuzung werden sie von einer zweiten Gruppe erwartet, es fliegen Flaschen, Bierkisten und Feuerwerkskörper. Nach dem Ende der Straßenschlacht am 25. Februar sind sechs Menschen im Krankenhaus und 88 Schläger in Polizeigewahrsam. Neun Monate später beschäftigt der Fall den Innenausschuss des Abgeordnetenhauses.

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Berlin (dpa/bb) - An einem Samstagmittag, knapp sechs Stunden vor einem Bundesligaspiel zwischen Hertha BSC und Eintracht Frankfurt, laufen 80 Menschen in dunkler Kleidung durch Berlin-Moabit. Einige sind mit Ketten und Stangen bewaffnet, andere ziehen sich Schals ins Gesicht. An einer Kreuzung werden sie von einer zweiten Gruppe erwartet, es fliegen Flaschen, Bierkisten und Feuerwerkskörper. Nach dem Ende der Straßenschlacht am 25. Februar sind sechs Menschen im Krankenhaus und 88 Schläger in Polizeigewahrsam. Neun Monate später beschäftigt der Fall den Innenausschuss des Abgeordnetenhauses.

Dabei betonte der Senat am Montag, das brutale Beispiel trüge: Gewalttätige Zwischenfälle am Rande von Fußballspielen in Berlin seien weniger geworden. „Nur 1,1 Prozent aller Spiele, die wir im vergangenen Jahr in Berlin hatten, waren mit gewaltsamen Ausschreitungen verbunden“, erklärte Innensenator Andreas Geisel (SPD). Die Zahl sei rückläufig - eine erhöhte Polizeipräsenz und verbesserte Zusammenarbeit hätten Wirkung gezeigt.

Demnach seien von 181 Fußballspielen der Saison 2016/17 mehr als 100 störungsfrei verlaufen, bei 34 habe es nennenswerte Vorkommnisse gegeben. 79 Menschen wurden demnach verletzt, darunter 27 Einsatzkräfte. „Das ist der niedrigste Wert seit der Saison 2013/14, die Zahl hat sich halbiert“, sagte Geisel. Rund 17 500 Polizisten zählten bei sportlichen Großveranstaltungen mehr als 116 000 Einsatzstunden - 6 Prozent mehr als in der Vorsaison.

Vertreter der Regierung und der Opposition lobten die Arbeit der Polizei. Dennoch stehe die Frage im Vordergrund, weshalb die Polizei nicht die nötigen Erkenntnisse hatte, um das Geschehen im Februar vorherzusehen, sagte der CDU-Abgeordnete Burkard Dregger.

Bei den Ausschreitungen damals habe die Polizei - anders als sonst - nahezu keine Erkenntnisse über die Anreise gewaltbereiter Fans aus Frankfurt gehabt, berichtete die für Risikospiele im Olympiastadion zuständige Polizeiführerin Anja Röder. „Es sprach nichts dafür“, sagte die Beamtin. Schon am Morgen vor dem Spiel, das mit der höchsten Warnstufe als Risiko eingeschätzt wurde, sei eine Hundertschaft im Dienst gewesen.

Die Strategie, auf die Vermittlung zwischen Polizei und Fans durch die Fanbeauftragten der Vereine zu setzen, habe sich jedoch insgesamt als erfolgreich erwiesen. Bei zehn Heimspielen der laufenden Saison habe es bei vier Spielen Störungen, aber keine Ausschreitungen gegeben. Die Zahl störbereiter „Problemfans“ liege bei unter fünf Prozent.

Auch im Februar sei es im Stadion selbst nicht zu erheblichen Störungen gekommen - weil ein Sicherheitskonzept etwa mit insgesamt 400 Metern Absperrungen aus Bauzäunen gefruchtet habe, sagte Thomas Herrich, Mitglied der Geschäftsleitung bei Hertha BSC. Die Zusammenarbeit mit der Polizei sei „nicht nur sehr gut, sondern hervorragend“, lobte er.

Auch nach Ansicht des Fanbeauftragte des Hauptstadtclubs, Donato Melillo, geht die bisherige Strategie auf. „Dialog steht bei uns im Vordergrund und wir versuchen auf die Leute einzuwirken“, sagte er. Wichtig sei eine klare Linie seitens der Vereine.

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