Verteidigungsminister Guttenberg:Die Lust am K-Wort

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Während sich Angela Merkel mit Themen wie Integration, Stuttgart 21 und Gentests herumschlägt, bringen andere mal wieder Verteidigungsminister Guttenberg ins Spiel. Als Nachfolger der Kanzlerin. Notfalls auch als CSU-Chef. Guttenberg nennt solche Spekulationen bizarr - und wundert sich, dass er noch nicht abgestürzt ist.

Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat wieder einmal einen großen Auftritt - ohne großes Zutun. Nachdem die Frankfurter Allgemeine Zeitung bereits in den letzten Tagen den Verteidigungsminister als möglichen Nachfolger von Kanzlerin Merkel ins Spiel brachte, holt nun auch das Nachrichtenmagazin Spiegel zum großen Wurf aus und wird an diesem Montag titeln "Die fabelhaften Guttenbergs - Paarlauf ins Kanzleramt".

"Ein gewisser Absturz hätte bei mir längst kommen müssen", sagt Karl-Theodor zu Guttenberg. "Weil er bislang nicht gekommen ist, kann er stündlich kommen." (Foto: dapd)

Denkbar ist aber auch, dass er zunächst in Bayern aufrückt: Die Zeitung Bild hatte zuletzt behauptet, Seehofer sei im Falle eines anhaltenden Umfragetiefs zu einem Verzicht auf den Parteivorsitz zugunsten des Verteidigungsministers bereit.

Seehofer wies dies als "totalen Quatsch" zurück und kündigte eine erneute Kandidatur im Herbst nächsten Jahres an. Und doch möchte er ein wenig von dem Guttenberg-Glanz für sich abhaben und erinnert eifrig daran: "Immerhin habe ich den Karl-Theodor erfunden und geholt." Seehofer lobte Guttenberg als einen starken Politiker - verwies aber darauf, dass es auch andere ausgezeichnete junge Politiker in seiner Partei gebe. So stehe der bayerische JU-Chef und Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Stefan Müller, "auch noch nicht am Ende seiner Karriere-Leiter".

Erschreckendes Zutrauen

Guttenberg selbst hat alle Spekulationen energisch zurückgewiesen: Solche Überlegungen seien "bizarr, fern allen realistischen Betrachtungen" - und schwadroniert lieber darüber, ob er überhaupt langfristig in der Politik bleibe. "Ich bin von Beginn an mit dem vollen Bewusstsein in die Politik gegangen, dass ich jederzeit aufhören könnte."

Die Möglichkeit eines plötzlichen Endes der politischen Karriere bereite ihm jedenfalls keine Angst. "In jeder Entscheidung liegt die Möglichkeit eines Bruches im Leben. So ist es eben." Er verspüre keine "Lust des Klammerns" an dem, was er habe. Im Gegenteil sei "die Lust, andere Brücken zu bauen" in letzter Zeit größer geworden. Und er wundert sich: "Ein gewisser Absturz hätte bei mir längst kommen müssen. Weil er bislang nicht gekommen ist, kann er stündlich kommen."

Auf die Frage, ob es ihn denn nicht ehre, dass ihm von Bürgern und Medien offenbar viel zugetraut werde, antwortete der Minister mit einem entschiedenen "Nein". Dies erschrecke ihn eher, "weil es dem hoffentlich vorhandenen Restmaß an Realitätssinn völlig widerspricht". In solchen "Retter-Betrachtungen" liege immer "die Gefahr der Überschätzung".

Derweil kritisierte auch der Berliner CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich die "Diskussion, die um Karl-Theodor zu Guttenberg hochgezogen wird". Es sein ein selbst gemachtes Thema der Medien und nicht wirklich das, was jetzt notwendig ist." Dann schiebt er allerdings nach, dass seiner Überzeugung nach Guttenberg sehr viele Dinge könne.

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis warnte davor, den Verteidigungsminister für immer neue Ämter ins Gespräch zu bringen. "Ich halte diese Gerüchte nicht für zielführend. Das ist zum Schaden von Herrn Guttenberg." Man könne "einen Mann ja auch sehr schnell kaputt schreiben".

Der Bonner Politikwissenschaftlers Gerd Langguth lobte jedoch, der Verteidigungsminister sei "für konservative Seelen in der Union wählbar". Langguth fügte hinzu: "Er wäre sicher im Moment der geborene Kanzlerkandidat, sollte Merkel der berühmte Ziegelstein auf den Kopf fallen."

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