Ermittlungen wegen Landesverrats:Spendenzusagen für Netzpolitik.org schnellen in die Höhe

Lesezeit: 1 min

Das Strafverfahren wegen Landesverrats hat positive Nebenwirkungen: Neben "viel Solidarität" sieht Blogger Beckedahl die Chance auf finanzielle Unterstützung.

Von Markus C. Schulte von Drach

SZ: Ihre Seite Netzpolitik.org finanziert sich über Spenden. Nun ermitteln die Bundesanwälte gegen Sie wegen Landesverrats. Macht sich das bei den finanziellen Zusagen bemerkbar?

Markus Beckedahl: Wir spüren jedenfalls viel Solidarität im Netz. Da wird zum Beispiel unsere IBAN-Nummer als Hashtag getrendet. Wie es jetzt tatsächlich auf unserem Konto aussieht, kann ich nicht sagen. Unsere Buchhaltung hat freitags ihren freien Tag.

Womit rechnen Sie denn angesichts der Reaktionen?

Ich glaube, die Zusagen über Nacht liegen inzwischen irgendwo zwischen 500 und 1000 Spenden. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 3000 einzelne Spender. Wenn jetzt nur jeder Zweite seine Ankündigung wahr macht, dann können wir zukünftig noch mehr investigativ recherchieren, wie unsere Geheimdienste im Überwachungssumpf eingebunden sind. Das wäre natürlich ein schöner Nebeneffekt der Ermittlungen gegen uns.

Den Sie dann vielleicht vor Gericht erleben?

Mit den zusätzlichen Spenden könnten wir dann zumindest die Gerichts- und Anwaltskosten besser tragen. Wir haben ja bei Netzpolitik.org keine Rechtsabteilung. Und sollten wir tatsächlich ins Gefängnis kommen, könnten wir andere Journalisten anstellen, die für uns arbeiten. Auf jeden Fall wäre es toll, wenn wir unser Team mit zusätzlichem Geld verstärken könnten. Arbeit gibt es genug.

Gibt es Großspender, auf deren Geld Sie sich stützen können?

Nein. Es gibt einzelne Fälle, wo mal größere Summen gespendet wurden. Aber wir bekommen eher Spenden zwischen zehn und 20 Euro. Die aber dann teilweise auch jeden Monat, als Dauerauftrag.

Gibt es keine Firmen, die mal mehr spenden?

Es gibt kleinere Unternehmen, die unsere Arbeit gut finden und sie unterstützen. Ich weiß aber nicht, ob die genannt werden wollen.

Wie sieht es mit Politikern aus?

Bislang gab es da eigentlich nichts. Aber gestern haben einige Bundestagsabgeordnete Spenden angekündigt. Konstantin von Notz von den Grünen, der im Geheimdienstuntersuchungsausschuss sitzt, hat seine Spende an uns auf Twitter dokumentiert.

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