Zwölfjähriger mit Hammer erschlagen:Vater schweigt zu Mord an seinem Sohn

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Julian sitzt ahnungslos am Computer, als ihn sein eigener Vater von hinten mit einem Hammer erschlägt: In Berlin hat nun der Prozess gegen den 35-Jährigen begonnen. Am drängendsten ist für die Mutter des Jungen die Frage nach dem Warum - doch ihr Ex-Mann fühlt sich zu einer Aussage außerstande.

Neun Monate nach dem heimtückischen Mord an seinem Sohn hat sich der Vater zu Prozessbeginn in Schweigen gehüllt. Der 35 Jahre alte Täter hatte den Zwölfjährigen laut Anklage mit einem Hammer erschlagen. "Der Angeklagte möchte grundsätzlich aussagen, aber er schafft es nicht", erklärte sein Verteidiger Thomas Schräder vor dem Berliner Landgericht.

Zu Prozessbeginn am Freitag versteckte der Angeklagte sein Gesicht hinter einem Aktenordner. Zum Mord an seinem zwölfjährigen Sohn wollte sich der Mann zunächst nicht äußern. (Foto: dpa)

Nach Angaben von Staatsanwalt Reinhard Albers hatte Julian am 18. April 2011 nachmittags in der Wohnung seines Vaters im Berliner Stadtteil Reinickendorf am Computer gespielt. Plötzlich habe der 35-Jährige von hinten dreimal kräftig zugeschlagen. Das Kind starb an den schweren Kopfverletzungen. Der Arbeitslose versteckte die Leiche seines Sohnes im Kellerverschlag des Mietshauses in der Gotthardstraße.

Die drängende Frage nach dem Warum

Der Mann floh anschließend ins Rheinland und wurde am 23. April in Düsseldorf verhaftet. Die Mutter hatte den Zwölfjährigen am Tag nach der Tat vermisst gemeldet.

Julian und seine zehnjährige Schwester hatten den Vater in den Osterferien besucht. Das Mädchen hat von der Tat nichts mitbekommen. Die heute Elfjährige und ihre Mutter seien schwer traumatisiert, sagte Nebenklageanwältin Manuela Krahl-Röhnisch. Die dringendste Frage sei nun die nach dem Warum. Die Berlinerin habe den Angeklagten als liebevollen Vater empfunden. Auch die Kinder hätten ihn geliebt.

In früheren Vernehmungen hatte der Angeklagte eine allgemeine Lebensunzufriedenheit und schwere Depressionen als Motiv genannt. Dem Staatsanwalt zufolge sprach er auch von Selbstmordplänen. Er habe die Kinder mit in den Tod zu nehmen wollen, habe der Angeklagte bei Vernehmungen erklärt. Nach der Tötung des Jungen habe ihm aber die Kraft gefehlt, auch die Tochter und sich umzubringen.

Am ersten Verhandlungstag vernahm die Strafkammer Tatortbeamte der Polizei und eine Gerichtsmedizinerin.

In Berlin wurde indes am Freitag ein anderer Fall bekannt, bei dem ein Vater seinen Sohn brutal verletzte. Der 44-Jährige schlug dem Zwölfjährigen am Donnerstagabend ins Gesicht und zog in an den Haaren, wie die Polizei mitteilte. Dann schleifte er ihn ins Badezimmer Dort steckte der Vater das Kind kopfüber in die Badewanne und ließ kaltes Wasser über dessen Kopf laufen. Der Vater wurde von den alarmierten Beamten der Wohnung verwiesen. Gegen ihn wird nun wegen Kindesmisshandlung ermittelt. Die Mutter befand sich während der Vorfalls nicht in der Wohnung.

© Süddeutsche.de/dpa/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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